Adelsverlust am Beispiel der Familie von Reuschenberg

Die­sen Arti­kel habe ich recher­chiert im Hin­blick auf den Adels­ver­lust der Fami­lie “von Reu­schen­berg” und “Reu­schen­berg” (ohne von).  In die­sem Fall für unse­ren Vor­fah­ren Fran­zis­kus von Reu­schen­berg, der laut Tauf­buch Set­te­rich am 24. Okto­ber 1607 in Set­te­rich als Sohn (genero­si fili­us) der Eltern (genero­sus Domi­nus, gene­ro­sa Domi­na) genannt wird.  Damit kann in Set­te­rich zu die­ser Zeit nur die Fami­lie von Edmund von Reu­schen­berg und Anna von Schwart­zen­berg auf Burg Set­te­rich gemeint sein1.

Franziskus von Reuschenberg

Fran­zis­kus von Reu­schen­berg (*24.10.1607) war ver­hei­ra­tet lt. Ster­be­buch Set­te­rich (♱02.09.1695) mit einer Odi­lia Königs (*16.07.1618 in Set­te­rich ♱30.12.1694 in Set­te­rich). Er war Schöf­fe (Sca­bi­nus)2.

Tauf- und Ster­be­buch St. Andre­as, Set­te­rich

Fran­zis­kus von Reu­schen­berg war ein nach­ge­bo­re­ner Sohn von Edmund von Reu­schen­berg (*1561 in Lüt­tich) und Anna von Schwart­zen­berg (*13.09.1574 in Lüt­tich).  Er hat­te also nicht den ade­li­gen Vor­teil, erb­te also nicht Haus und Hof.  Haus und Hof wur­den im Man­nes­stamm immer an den ältes­ten Sohn ver­erbt.  

Durch die Hei­rat mit einer nicht-ade­li­gen Frau (Odi­lia Königs) ver­lor er den Adels­stand.  Im „Lex Sali­ca“ wur­den bereits die Vor­aus­set­zun­gen für den Adels­stand geschaf­fen und die Bedin­gun­gen unter wel­chen man den Adels­ti­tel ver­lor3.

Das Adels­recht wird her­ge­lei­tet aus dem “Lex Sali­ca“4 und dem Preu­ßi­schen Adels­recht 1794 § 81 / 89)). Sie­he dazu auch den Arti­kel bei Wik­pe­dia über Adels­ver­lust, Kapi­tel 1.75.

Kin­der eines ade­li­gen Man­nes und einer nicht-ade­li­gen Frau waren nicht ade­lig. Sie waren auch dann nicht ade­lig, wenn der ade­li­ge Mann die nicht-ade­li­ge Frau „zur lin­ken Hand“ gehei­ra­tet hat­te, und sie waren nicht zur Füh­rung von Adels­na­men und Titeln des ade­li­gen Vaters berech­tigt.

Die „Eben­bür­tig­keits­re­geln“, d.h. stan­des­ge­mä­ße Hei­rat, gal­ten für den gesam­ten Adel. Bas­tar­de (nicht­ehe­li­che Kin­der ade­li­ger Män­ner) erb­ten weder Adels­ti­tel noch „von“ im Namen.  

Wer einem bür­ger­li­chen Erwerbs­be­ruf nach­ging, wie in unse­rem Fall Fran­zis­kus von Reu­schen­berg, neben sei­nem Beruf als Schöf­fe auch Faß­ma­cher (Vie­to­ris auf lat., Cui­per auf ndl.), erlitt dadurch den Stan­des­ver­lust.  

Schon im Mit­tel­al­ter zog die Aus­übung eines Hand­wer­ker­be­rufs einen Stan­des­ver­lust mit sich, was aus dem „Lex Sali­ca“ bzw. dem Adels­recht her­ge­lei­tet wur­de.

Hand­wer­ker konn­ten im 16. Jahr­hun­dert grund­sätz­lich nicht den Rit­ter­schlag erhal­ten bzw. „ade­lig“ sein oder blei­ben6. Ande­re bewirt­schaf­te­ten in Fol­ge über­mä­ßi­ger Erb­tei­lung Rest­hö­fe und san­ken in den Bau­ern­stand ab.  

Dies läßt sich u.a. nach­le­sen in Mar­tin Wre­de „OHNE FURCHT UND TADEL – FÜR KÖNIG UND VATERLAND – Früh­neu­zeit­li­cher Hoch­adel zwi­schen Fami­li­en­eh­re, Rit­ter­ide­al und Fürs­ten­dienst”7.

Auf­grund der Pri­vi­le­gi­en des Adels bestand aber in Fäl­len der Ver­ar­mung, die kei­nes­wegs sel­ten waren, die Mög­lich­keit in Mili­tär, Ver­wal­tung, Kir­che oder bei Hofe bezahl­te Ämter aus­zu­üben. Dies läßt sich auch im Stamm­baum der Reu­schen­bergs sehr gut nach­voll­zie­hen.

Auch bei Ver­stoß gegen Straf­ge­set­ze droh­te nach dem preus­si­schen Adels­recht 1794 der Ver­lust des Adel­stan­des.  

Hei­ra­te­te eine ade­li­ge Ehe­frau einen Nicht­ade­li­gen, so war der Adels­ti­tel sowie­so ver­lo­ren, auch für ihre Kin­der.

Der Dreißigjährige Krieg

Der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg (1618–1648) war mit einer hohen Zahl von Adels­ver­lus­ten ver­bun­den.  In die­se Zeit fällt auch der Tod von Edmund von Reu­schen­berg (1620) und Anna von Schwart­zen­berg (1619) sowie des ältes­ten Soh­nes Edmund von Reu­schen­berg (1625), des Haus‑, Hof- und Titel­be­rech­tig­ten.  

Über­trägt man die­se Infor­ma­ti­on auf die Nach­kom­men von Edmund von Reu­schen­berg und Anna von Schwart­zen­berg, so wird klar, dass etli­che Nach­kom­men der oben genann­ten Frei­her­ren kein “von” mehr im Namen tru­gen, ihren Adels­stand also ver­lo­ren haben.

Als Edmund von Reu­schen­berg, Anna von Reu­schen­berg, und ihr Sohn Edmund von Reu­schen­berg star­ben, befand sich Set­te­rich im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg.  Ein­fach aus­ge­drückt ent­wi­ckel­te sich der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg zwi­schen Katho­li­ken und Pro­tes­tan­ten um die Vor­herr­schaft im rich­ti­gen Glau­ben. 1608 wur­de die pro­tes­tan­ti­sche Uni­on gegrün­det, 1609 die katho­li­sche Liga.  Der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg hat­te ver­hee­ren­de Aus­wir­kun­gen, was sich in dem Gedicht von Andre­as Gry­phi­us aus­drückt.

Im März 1609 starb Johann Wil­helm von Jülich ohne männ­li­che Nach­kom­men.  Dar­aus ent­wi­ckel­te sich im Her­zog­tum Jülich ein Erb­streit.  1610 inter­ve­nier­ten die Nie­der­lan­de und beset­zen die Fes­tung Jülich.  1640 misch­ten sich die Spa­ni­er ein.  Der Pfalz­graf Wolf­gang Wil­helm von Neun­burg erhält schließ­lich die Her­zog­tü­mer Jülich und Berg.

Man muss sich vor­stel­len, wel­che Armut die her­um­zie­hen­den spa­ni­schen, nie­der­län­di­schen, bran­den­bur­gi­schen und Pfalz-Neun­bur­ger Trup­pen im Her­zog­tum Jülich ver­ur­sach­ten.  Die Hee­re muss­ten von der Bevöl­ke­rung vor Ort bewir­tet wer­den, also auch von Burg Set­te­rich.

Das Her­zog­tum Jülich blieb in den Reli­gi­ons­krie­gen über­wie­gend katho­lisch.  Nach dem Ende des Drei­ßig­jäh­ri­gen Kriegs muß­ten die Unter­ta­nen nicht mehr ihrem Lan­des­herrn beim Kon­fes­si­ons­wech­sel fol­gen.  Jeder Unter­tan besaß das Recht auf freie Glau­bens­ent­sch­ei­gung.

In den Wir­ren des 16. Jahr­hun­derts gab es zudem noch eine “klei­ne Eis­zeit” 8.  Aus unbe­kann­ter Ursa­che lag die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur in Mit­tel­eu­ro­pa in den Jahr­zehn­ten um 1600 um mehr als 1 Grad nied­ri­ger.  Die Win­ter waren stren­ger mit Frost, die Som­mer kür­zer.  Der Preis für Rog­gen stieg auf das Vier­fa­che.  Hun­gers­nö­te las­sen die Men­schen in Set­te­rich und anders­wo lei­den.

Hin­zu kommt um 1600, vor allem auch im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg, die Zunah­me der Hexen­ver­fol­gung, auch im Her­zog­tum Jülich.  Die Men­schen lit­ten u.a. an Pest und such­ten nach Schul­di­gen für die Not.  Im 16. Jahr­hun­dert herrsch­te im Her­zog­tum Jülich die Pest und ande­re anste­cken­de Krank­hei­ten.  Die Stadt Jülich bau­te mit Unter­stüt­zung des Lan­des­her­ren (Her­zog von Jülich) ein Pest­haus vor den Toren der Stadt (hin­ter dem heu­ti­gen Schwa­nen­teich), um die Erkrank­ten in Qua­ran­tä­ne zu brin­gen.

Bei der Bela­ge­rung von Jülich 1610 wur­de es zer­stört und nicht wie­der auf­ge­baut (Geld­man­gel, Drei­ßig­jäh­ri­ger Krieg)9.

Die Reuschenbergschen Waisen

Vor allem nach dem drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wech­sel­ten die Besit­zer der Burg Set­te­rich ste­tig.  

Die drei oben genann­ten Ade­li­gen hin­ter­lie­ßen meh­re­re unmün­di­ge Kin­der (Voll­jäh­rig­keit mit 21 Jah­ren) im drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg.  Man kann sich vor­stel­len, dass die­se Kin­der ande­re Pro­ble­me hat­ten als ihren Adels­stand zu erhal­ten.

Als Voll­wai­sen bzw. Halb­wai­sen muss­ten die min­der­jäh­ri­gen Reu­schen­berg einen Vor­mund bekom­men vom Her­zog­tum Jülich, in des­sen Zustän­dig­keit die Burg Set­te­rich lag.

Nach mei­nem bis­he­ri­gen Kennt­nis­stand über­nahm die­se Vor­mund­schaft (Ver­mö­gens­sor­ge) Johann Adolf Frei­herr Wolff genannt Met­ter­nich zur Gracht (*24.06.1592 in Köln +06.11.1669) und Frenz zu Lau­ven­burg10.

Die Per­so­nen­sor­ge für die min­der­jäh­ri­gen Kin­der von Edmund von Reu­schen­berg und Anna von Schwart­zen­berg sowie für die min­der­jäh­ri­gen Kin­der von Edmund von Reu­schen­berg (+1625 in Düs­sel­dorf) und Anna Maria von Wer­ming­hau­sen wur­de auf Burg Set­te­rich von Anna Maria von Wer­ming­hau­sen aus­ge­führt.  Beim Zäh­len die­ser min­der­jäh­ri­gen Kin­der kom­me ich auf 5 min­der­jäh­ri­ge Kin­der aus der Ehe von Edmund von Reu­schen­berg / Anna von Schwart­zen­berg und ca. 4 Kin­der aus der Ehe Edmund von Reu­schen­berg mit Anna Maria von Wer­ming­hau­sen. Es wird klar, dass Anna Maria von Wer­ming­hau­sen bei der Per­so­nen­sor­ge für die­se Zahl von Kin­dern Hil­fe gehabt haben muss.  Dabei stößt man auf Edmund Vie­to­ris (Cui­per) und Lehen (Lehn­chen) Koch, die eben­falls noch­mal min­des­tens 5 eige­ne Kin­der hat­ten.  Die alle müs­sen auf Burg Set­te­rich oder in Neben­ge­bäu­den gewohnt haben.  Zu die­ser Zeit war es ja auch noch ein land­wirt­schaft­li­cher Betrieb.

Die Kin­der des ver­stor­be­nen Edmund von Reu­schen­berg (+1625) und der Anna Maria von Wer­ming­hau­sen waren:11 

  • Jobst Edmund von Reu­schen­berg (*25.08.1622 in Set­te­rich +15.03.1685 in Aachen, war beim Tod des Vaters 3 Jah­re alt);  Hei­rat mit Catha­ri­na Maria Anto­nia von Virm­ond. In zwei­ter Ehe ver­hei­ra­tet mit Anna Maria Cleu­ter aus Set­te­rich, sei­ne Haus­häl­te­rin. Feld­mar­schall und Herr der Unter­herr­schaft Set­te­rich
  • Joan­nis Sigis­mund von Reu­schen­berg (*04.06.1624 in Set­te­rich, war beim Tod des Vaters 1 Jahr alt), kath. Geist­li­cher und Dom­herr in Aachen 163312, spä­ter aus­ge­schie­den).  Er hei­ra­tet 1686 die nicht-ade­li­ge Maria Greins
  • Anna Mar­gha­re­ta von Reu­schen­berg (*ca 1625 +29.01.1653).  Sie hei­ra­tet Johann Bern­hard von dem Bon­gard zu Rick­holt und Paf­fen­dorf
  • Phil­ip­pa Agnes von Reu­schen­berg (+27.10.1663)13 hei­ra­te­te am 16.08.1646 den Frei­herrn Degen­hard Adolf Wolff genannt Met­ter­nich zur Gracht .  Degen­hard war ein Sohn des Johann Adolf Frei­herr Wolff genannt Met­ter­nich zur Gracht, Vor­mund der min­der­jäh­ri­gen Reu­schen­berg­kin­der.  Er hei­ra­te­te ein Mün­del sei­nes Vaters, was nach heu­ti­ger Recht­spre­chung nicht erlaubt wäre (Vor­teil­nah­me im Amt).

Auf Burg Set­te­rich leb­ten eben­so die min­der­jäh­ri­gen und voll­jäh­ri­gen Kin­der des Edmund von Reu­schen­berg (+1620 in Düs­sel­dorf) und der Anna von Schwart­zen­berg (+1619 in Set­te­rich). Kin­der waren:

  • Edmund von Reu­schen­berg (*1593 +23.08.1625 in Düs­sel­dorf).  Beim Tod des Vaters war er 27 Jah­re alt.  Er hei­ra­tet die Anna Maria Catha­ri­na von Wer­ming­hau­sen.  Er war Amt­mann von Mil­len und Born, und Herr der Unter­herr­schaft Set­te­rich
  • Johan­nes von Reu­schen­berg (*1594 +1659).  Beim Tod des Vaters war er 25 Jah­re alt.  Ohne “von”, da er eine nicht­ade­li­ge Frau (NN Domi­na in Lück­rath) hei­ra­te­te.  Ein Kind Franz.  Von Beruf war er ver­mut­lich auch Faß­ma­cher
  • Johan­nes Ernst von Reu­schen­berg (*29.03.1603 + 31.03.1660 in Köln).  Deutsch­or­dens­rit­ter, ohne Kin­der.  Beim Tod des Vaters war er 17 Jah­re
  • Hein­rich von Reu­schen­berg (*06.03.1605 +16.04.1677). War beim Tod des Vaters 15 Jah­re alt.  Er war Land­kom­tur (Geist­li­cher) in Koblenz (1646–1677)
  • Fran­zis­kus von Reu­schen­berg (*24.10.1607 Set­te­rich  +02.09.1695 Set­te­rich, ver­hei­ra­tet mit Odi­lia Königs, Schöf­fe und Cui­per = Fass­ma­cher). War beim Tod des Vaters 13 Jah­re alt
  • Agnes von Reu­schen­berg (*1609). War beim Tod des Vaters 11 Jah­re alt.  Geist­li­che am Alten Müns­ter in Roer­mond
  • Anna Maria von Reu­schen­berg (*1610). Ver­hei­ra­tet in zwei­ter Ehe mit Alex­an­der von Cor­ten­bach.  War beim Tod des Vaters 10 Jah­re alt
  • Even­tu­ell gab es noch wei­te­re Kin­der zwi­schen 1595 und 1602 sowie zwi­schen 1611 und 1615.  Anna von Schwart­zen­berg starb mit 45 Jah­ren.  Ihr Mann starb mit 59 Jah­ren

Neue Ehe auf Burg Setterich

Anna Maria von Wer­ming­hau­sen hei­ra­te­te in zwei­ter Ehe bereits 1626 auf Burg Set­te­rich den Her­mann von Hanx­ler mit dem sie ein wei­te­res Kind Adri­an von Hanx­ler zu Her­s­tal bekam.  Er war dann der Halb­bru­der der Reu­schen­berg- / Wer­ming­hau­sen­kin­der und der Stief­on­kel der Reu­schen­berg-/Schwart­zen­berg­kin­der. 

Edmund von Reu­schen­berg (+1625) war der ältes­te Sohn von Edmund von Reu­schen­berg und Anna von Schwart­zen­berg, der ein­zi­ge Sohn, der stan­des­ge­mäß (also eben­bür­tig) hei­ra­te­te.  Durch die Hei­rat mit der eben­bür­ti­gen Anna Maria von Wer­ming­hau­sen erhielt er Erbe und Titel sei­ner Eltern.  Die Ämter, die er inne­hat­te, brach­ten ihm Geld ein, z.B. Amt­mann von Mil­len und Born, Käm­me­rer von Kur­pfalz Neu­burg.  Die übri­gen Söh­ne Johan­nes, Johan­nes Ernst, Hein­rich und Fran­zis­kus gin­gen Titel- und Erblos aus.  Dem­nach muss­ten sie sehen, wie sie ihren Lebens­un­ter­halt bestrei­ten konn­ten, was im 16. Jahr­hun­dert wie oben beschrie­ben nicht ein­fach war.

Johan­nes und Fran­zis­kus wur­den anschei­nend Faß­ma­cher (Cui­per / Vie­to­ris), Fran­zis­kus dabei noch Schöf­fe. Vom Amt des Schöf­fen konn­te man aber nicht leben.  Außer­dem hei­ra­te­te zumin­dest Fran­zis­kus von Reu­schen­berg nicht stan­des­ge­mäß die Oti­lia Königs, sodaß der Adels­stand für ihn und sei­ne Nach­kom­men ohne­hin ver­lo­ren war.  Man kann auch davon aus­ge­hen, dass die nach­ge­bo­re­nen Reu­schen­berg­s­öh­ne (Johan­nes und Fran­zis­kus) in der Land­wirt­schaft auf Burg Set­te­rich mit­ar­bei­ten muss­ten.  1687 in einer Amts­hand­lung zur Inven­tur von Burg Set­te­rich zwecks Ver­kauf tritt Franz als Schöf­fe aus Set­te­rich auf. Er wird da “Franz Reu­schen­berg” genannt, also ohne “von“14.

Sein berühm­ter Bru­der, Johan­nes Ernst von Reu­schen­berg (*29.03.1603 in Set­te­rich +31.03.1660 in Köln) trat in den Stand des Geist­li­chen ein als Deutsch­or­dens­rit­ter, ohne Nach­kom­men.  Er ent­schied sich für eine mili­tä­ri­sche Lauf­bahn im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg, zuletzt als Statt­hal­ter des Her­zogs und Reichs­fürs­ten von Pfalz-Neu­burg.  Er hin­ter­ließ sein beträcht­li­ches Ver­mö­gen sei­nem Nef­fen Jobst Edmund von Reu­schen­berg (*25.08.1622 in Set­te­rich +15.03.1685 in Aachen).  Frei­herr Johan­nes Ernst von Reu­schen­berg wur­de am 03.09.1639 in den Reichs­frei­herrn­stand erho­ben.  Die­ser Adels­stand galt auch für sei­ne Geschwis­ter und deren Nach­kom­men, d.h. bis 1919 gehör­ten alle Nach­kom­men zum Reichs­frei­her­ren­stand. Mit Inkraft­tre­ten der Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung am 14. August 1919 wur­den die Vor­rech­te und Titel des Adels abge­schafft. Juris­tisch gibt es seit­dem kei­nen deut­schen Adels­stand mehr – weder Prin­zen noch Gra­fen oder Grä­fin­nen oder Frei­her­ren.

Den Adels­stand erhal­ten konn­te auch die Toch­ter Anna Maria von Reu­schen­berg, weil sie den ade­li­gen Alex­an­der von Cor­ten­bach (*27.09.1588 +1649) hei­ra­te­te (1628).  Sie hat­ten gemein­sam ein Kind.

Wäh­rend u.a. Fran­zis­kus von Reu­schen­berg (*24.10.1607) sei­nen Adels­stand nicht erhal­ten konn­te, da er nicht eben­bür­tig hei­ra­te­te und einen Hand­werks­be­ruf aus­üb­te, konn­ten eini­ge sei­ner Geschwis­ter durch Hei­rat und Erbe ihren Adels­stand behal­ten und wei­ter­ge­ben (Jobst Edmund, Phil­ip­pa Agnes, Anna Mar­ga­re­ta und Anna Maria).  Hin­zu kam eine Ver­ar­mung vie­ler nach­ge­bo­re­ner Ade­li­ger im drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg sowie die Vor­mund­schaft über ihn und sei­ne Geschwis­ter.  Vor­mün­der muss­ten aus dem Ver­mö­gen der Mün­del bezahlt wer­den.  

So hat­ten die ade­li­gen Wai­sen (von) Reu­schen­berg trü­be Zukunft­aus­sich­ten da ihre Eltern bzw. der Vater früh star­ben und sie unter schlech­ten fami­liä­ren, gesund­heit­li­chen, wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Umstän­den gebo­ren wur­den.

Unter die­sen Gesichts­punk­ten erklärt sich der Adels­ver­lust etli­cher Ade­li­ger von “von Reu­schen­berg” zu “Reu­schen­berg”. 

Eli­sa­beth Scheins-Böven, 30.01.2025

Zur Druck­ver­si­on

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  1. Tauf- und Ster­be­buch der kath. Pfar­re St. Andre­as, Set­te­rich[]
  2. Aus Wiki­pe­dia: „Außer­dem for­der­ten Schöf­fen­ord­nun­gen, dass Schöf­fen voll­jäh­rig, „wei­se“, got­tes­fürch­tig, cha­rak­ter­stark und unbe­schol­ten sein soll­ten. Auf dörf­li­cher, städ­ti­scher oder regio­na­ler Ebe­ne war auch erfor­der­lich, dass der Schöf­fe dort Grund­be­sitz hat­te und dort wohn­te.”[]
  3. http://www.adelsrecht.de/Lexikon/A/Adelsverlust/adelsverlust.html []
  4. Wiki­pe­dia: “Die Lex Sali­ca ist ein spät­an­ti­kes Gesetz der Völ­ker­wan­de­rungs­zeit, das nach tra­di­tio­nel­ler Auf­fas­sung 507–511 auf Anord­nung des Mero­win­ger­kö­nigs Chlod­wig I. mit dem Adel für die Fran­ken im Fran­ken­reich erlas­sen wur­de. Bei die­ser Datie­rung wäre es eines der ältes­ten erhal­te­nen Gesetz­bü­cher[]
  5.  https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Adel []
  6. Sus­pen­si­on des Adels: „Im gemei­nen Recht war mit der Aus­übung nie­de­rer Gewer­be der Ver­lust des Adels ver­bun­den. Eine letz­te Remi­nis­zenz an die­se Regel ent­hielt § 21 des baye­ri­schen Adel­sedik­tes von 1818, wonach “der Gebrauch des Adels­ti­tels durch die Über­nah­me nie­de­rer, bloß in Hand­ar­beit bestehen­der Lohn­diens­te, durch die Aus­übung eines Gewer­bes bei offe­nem Kram und Laden, oder eines eigent­li­chen Hand­wer­kes” sus­pen­diert wur­de. Ratio der Rege­lung war nach Sey­del, daß rein kör­per­li­che Arbeit, per­sön­li­che Bedie­nung oder unmit­tel­ba­rer Ver­kehr mit dem Publi­kum der “Wür­de” des Adels nicht ent­spre­che. Wesent­lich war die Art der Aus­übung der beruf­li­chen Tätig­keit. Die Sus­pen­si­on galt nur für die Dau­er der ent­spre­chen­den Tätig­keit und erstreck­te sich nicht auf die Kin­der, “wel­che sich nicht im glei­chen Fall befin­den”[]
  7. Sei­te 389–390: Kapi­tel 4.2 Der arme Adel als Pro­blem”.  Dar­in wird z.B. Frei­herr von Stein zitiert: “Die­se gro­ße Men­ge armen, güter­lo­sen oder ver­schul­de­ten Adels, ist dem Staa­te äußerst läs­tig; er ist unge­bil­det, hülfs­be­dürf­tig, anma­ßend, er drängt sich in alle Stel­len vom Mar­schall bis zum Post­hal­ter, […] er steht allen übri­gen Bür­ger-Clas­sen […] im Wege, […] sinkt unter sie durch sei­ne Armuth […] und sei­ne weni­ge Bil­dung”. “Im 16. Jh. ließ sich auch juris­tisch noch argu­men­tie­ren, dass Armut den Adel ver­lie­ren las­se.” (eben­da) []
  8. Wike­pe­dia: Klei­ne Eis­zeit[]
  9. Gui­do van Büren aus der Zeit­schrift “Her­zog” – Kul­tur und Stadt­ma­ga­zin von Jülich vom 30. Mai 2020[]
  10. Lan­des­ar­chiv NRW Abtei­lung Rhein­land, 620 – B 1611/5182; Karl Stom­mel: Johann Adolf Frei­herr Wolff genannt Met­ter­nich zur Gracht, Vom Landrit­ter zum Land­hof­meis­ter. Eine Kar­rie­re im 17. Jahr­hun­dert. Rhein­land Ver­lag Köln 1986 Sei­ten 209, 269 und 271[]
  11. Fami­li­en­buch Eure­gio[]
  12. Eifi­lia illus­tra­ta oder geo­gra­phis­he und his­to­ri­sche Beschrei­bung…, Band 2 von Johann Fried­rich Schan­nat, Sei­te 247[]
  13. Quel­le: Fami­li­en­buch Eure­gio[]
  14. Zeit­schrift des Aache­ner Geschichts­ver­eins, fünf­und­zwan­zigs­ter Band, 1903, Sei­te 371[]