Der Ursprung des Dorfs – alles bis 1119
Die erste Erwähnung Setterichs
Mit Sicherheit wissen wir, dass Setterich bereits in der Zeit des Hochmittelalters (Anfang/Mitte des 11. Jahrhunderts bis 1250), der Zeit der Salier und Staufer existierte, da uns eine erste schriftliche Überlieferung aus dem Jahre 1119 bekannt ist.
In den Annales Rodenses (deutsch Klosterrather Jahrbücher), einer mittelalterlichen Chronik aus der Abtei Rolduc (deutsch: Klosterrath) im benachbarten Kerkrade finden wir hierzu für da Jahr 1119 folgenden Eintrag:
“Udo, von Mulsforth1 genannt, ein ehrenhafter Adeliger, vermachte unserer Kirche den vierten Teil der Kirche von Setterich zusammen mit dem vierten Teil des Zehnten und dem Eigentum an dieser Kirche. Die Übergabe seines Eigentums an den Altar wurde vollzogen.
Udo starb am 20. Februar und wurde hier begraben. Als seitdem aber nicht viel Zeit vergangen war, übergab Udo, der noch sehr junge Sohn des erwähnten Udo, ebenfalls dieser Kirche fünzehn Morgen Land bei Setterich und ebendort eine halbe Hufe, die für diese Kirche drei Solidi der Kölner Münze abwarf.”
Die Annales Rodenses wurden in lateinischer Sprache verfasst und decken den Zeitraum von 1104 bis 1157 ab. Es sind Jahresberichte, die die Vorgänge in der Abtei, aber auch wichtige überregionale Ereignisse beschreiben.
Sehr großen Raum nehmen die vielen Grundstücksübertragungen an die Abtei ein, die sehr genau beschrieben werden. So heißt es in einem Eintrag für das Jahr 1153:
“Reinsuindis, eine adlige Matrone, die Gattin aber des Sigbodo von Hoinge2, übertrug der Kirche den Zehnten von dreiundvierzig Morgen von einem Land, das aus Buschland in Acker umgepflügt worden war, freilich mit der Bestimmung, daß, wenn etwa das Buschland, mit dem dieses Land bewachsen ist, ebenfalls in Äcker umgepflügt und bebaut sei, die Kirche den Zehnten von diesem Land in gleicher Weise erhalte. Dieses Land und das Buschland liegen in dem Gebiet der Kirche, die Setterich heißt, so freilich, daß ein Teil zwischen Setterich und Pophendorp3 liegt und der andere zwischen Setterich und Sigendorp4. Sie selbst aber schenkte auch zwölf Denare als Einnahmen aus einem Gebiet bei Setterich.”
Die Herkunft des Ortsnamens
Die Herkunft des Namens ist unsicher
Der königliche Seminarlehrer Joh. Brückmann führt hierzu in seiner Schrift “Der Kreis Jülich” von 1905 sinngemäß aus, vom Wort “Setter” = Milchschüssel her Setterich als “Reich der Milchtöpfe“5 zu deuten, sei wohl nur volkstümlich. (Anm.: Mit Blick auf die große Bedeutung der Milchwirtschaft in der hiesigen Landwirtschaft wäre eine solche Verbindung denkbar.)
“Satte” oder “Sette”, das in weiterem Sinne Mulde bedeuten würde, ist sehr unwahrscheinlich, jedoch bei Betrachtung der Landschaftsformen ebenfalls nicht völlig ausgeschlossen.
Brückmann beleuchtet auch einen anderen Aspekt. Vielleicht könnte in der Römerzeit Setterich “Satureiacum” (von Satureius), also Siedlung des Satureius, geheißen haben. Vielleicht hieß es auch Sattariacum, von dem Personennamen Sattara stammend (Dr. Cramer, Rheinische Ortsnamen).
Nachweislich führte nahe an Setterich eine Römerstraße vorbei. In den Grundmauern der Settericher Burg fand man römische Ziegel, die dazu benutzt wurden, Zwischenräume der Sandsteinquader auszufüllen.
Der Amtsrichter Leo Feiser stieß bei Ausschachtungsarbeiten im Ort in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf einzelne römische Münzen. Dies alles ließe auch eine Herkunft des Ortsnamens aus dem Lateinischen als nicht abwegig erscheinen.
Die Endsilbe “ich” könnte keltischer Herkunft sein. Somit wäre anzunehmen, dass Setterich eine frühgeschichtliche Siedlung ist. Für eine noch frühere Besiedlung sprechen die Steinbeile, die Leo Nellessen um 1955 auf dem Acker seines Vaters fand.
Der Ursprung des Namens wird auch im althochdeutschen Wort “Satharrike” vermutet. Demzufolge wäre der Name als “Reich des Sathar” zu deuten.
In “Beiträge zur Heimatgeschichte des Kreises Geilenkirchen” schreibt Dr. Joseph Gotzen 1925 unter dem Titel “Die Ortsnamen des Kreises Geilenkirchen im Zusammenhang mit der Siedlungsgeschichte” zu Setterich:
“Nimmt man eine Karte unserer Heimat zu Hand, dann sieht man, wie die Ortschaften Waurichen, Floverich, Loverich, Setterich und Dürboslar, das seinem Namen nach ebenfalls eine alte Waldsiedlung ist, in einer Linie hintereinander liegen. Es hat sich also hier einmal ein großer Wald erstreckt, der vielleicht fränkisches Königs- oder Reichsgut gewesen ist und in dem diese Siedlungen als ‘rike’, d.h. also als Siedlungen im Reichsgut, entstanden sind. Ich sehe aus diesem Grunde auch in Setterich, obgleich es an einer Römerstraße liegt, kein Sattariacum oder Satureiacum, sondern ein deutsches Sathar-rike, von einem Personennamen Sat-har, entstanden aus Sand-har, also das “Reich” eines Sathar.
(Förstemann: Altdeutsches Namenbuch. 3. Aufl. Bd. II, 2 S. 703)
Wegen des Waldreichtums dieser Gegend vergleiche man auch den Aufsatz über die wirtschaftliche Entwicklung unseres Kreises, in dem im Heimatbuch Setterich „einst & jetzt“ S. 141 erwähnt wird, wie erst im vorigen Jahrhundert die letzten Reste des ehemaligen Waldbestandes der Axt zum Opfer gefallen sind.
Dies ist der heute bekannte Stand der Deutungsversuche, ohne dass sich die Herkunft des Ortsnamens als gesichert nachweisen ließe.
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