Jahrestag der Reichspogromnacht
Schülerinnen und Schüler der Realschule Setterich reinigen Stolpersteine
Zum wiederholten Male werden Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Settericher Realschule die im Bürgersteig vor dem Haus Hauptstr. 9 in Setterich eingelassenen 5 “Stolpersteine” reinigen. Die Stolpersteine sind 10X10 cm große Messingplatten des Künstlers Gunter Demnig.

Zur Erinnerung an Familie Elkan und Herrn Sally Kahn wurden diese Stolpersteine verlegt. Der aus Niedermerz stammende Josef Elkan, geb. am 11.08.1887, war mit Henriette, geb. Gottschalk, geb. am 22.06.1892 verheiratet. Sie hatten zwei Söhne, Ernst, geb. am 11.04.1922 und Walter, geb. am 24.07.1924. Josef Elkan war Metzger und besaß dort auch ein Schlachthaus. Nebenher betrieb er eine kleinere Landwirtschaft, in der später sein ältester Sohn Ernst mitarbeitete. Josef Elkan war wohlhabend und unterstützte viele Bedürftige des Ortes. Er erfuhr wegen seiner Bescheidenheit und seiner sozialen Einstellung eine hohe Wertschätzung. Als Folge der Einrichtung von sogenannten Judenhäusern wurden im Frühjahr 1941 viele Juden aus Setterich und Umgebung im Haus Elkan zusammengezogen. Ca. 35 Personen befanden sich zwischenzeitlich dort. Anfang 1942 wurde Familie Elkan nach Lodz in Polen deportiert, seitdem gelten sie als verschollen und wurden vermutlich ermordet.
Sally Kahn, geb. am 23.02.1914 in Niederzissen, hat als landwirtschaftlicher Gehilfe im Hause Elkan gewohnt. Er wurde am 10. November 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen überführt und ist vermutlich um 1940 in die Schweiz geflohen. Er hat den Holocaust überlebt. (baesweiler.de/stolpersteine)
Die Stolpersteine sind als kleine Denkmäler zu sehen. Sie dienen dem Gedenken an einzelne Menschen, die durch das NS-Regime verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Jeder Stolperstein erinnert an eine konkrete Person mit Namen, Geburtsjahr und Schicksal – z.B. “Hier wohnte Henriette Elkan, geb. Gottschalk, geb. 1892, deportiert 1942, ermordet in Lodz”. Dadurch wird die anonyme Zahl der Opfer zu einzelnen, greifbaren Schicksalen.
Die Steine liegen im Boden, mitten in Bürgersteigen, vor Häusern, an denen Menschen täglich vorbeigehen. So “stolpert” man mit dem Kopf und dem Herzen, nicht körperlich – das Innehalten soll bewusst machen, dass Verfolgung vor der eigenen Haustür stattfand.
Das Reinigen der Stolpersteine durch die Schülerinnen und Schüler der Settericher Realschule findet im Rahmen einer kleinen Feierstunde am Freitag, dem 7. November 2025, in der Zeit von 9:15 Uhr bis 9:45 Uhr in Setterich vor dem Haus Hauptstraße 9 statt.
Heinz Römgens
