Ortsrundgang – 1. Teil

Die Gemeinschaftsgrundschule St. Andreas

Wir begin­nen unse­ren Rund­gang an der Andre­as­schu­le, Haupt­stra­ße / Ecke Bahn­stra­ße. Hier hat der Geschichts­ver­ein Set­te­rich e.V. sei­nen Archiv- und Arbeits­raum.

Bei dem von der Bahn­stra­ße aus sicht­ba­ren Schul­ge­bäu­de han­delt es sich um eine typi­sche preu­ßi­sche Dorf­schu­le mit vier Klas­sen­räu­men im Mit­tel­trakt und je zwei Leh­rer­woh­nun­gen in den Sei­ten­flü­geln.  An Haupt­stra­ße und Bahn­stra­ße zen­tral im Ort gele­gen, wur­de das Schul­ge­bäu­de 1911 auf leicht hüge­li­gem Gelän­de errich­tet.

Die heu­ti­ge Gemein­schafts­grund­schu­le St. Andre­as Set­te­rich
Eine Post­kar­ten­an­sicht der 1911 fer­tig­ge­stell­ten Andre­as­schu­le

Die vor­he­ri­ge Dorf­schu­le, ein Gebäu­de mit zwei Klas­sen­räu­men aus der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts, befand sich etwa 100 m wei­ter an der Haupt­stra­ße, zwi­schen den mitt­ler­wei­le abge­ris­se­nen Gebäu­den der frü­he­ren Gast­stät­te Schöne­cker und dem Auf­gang zum alten Set­te­ri­cher Fried­hof. Die­ses Gebäu­de wur­de 1944 völ­lig zer­stört.

Doch zurück zur Andre­as­schu­le! Die vier Klas­sen­räu­me in die­ser katho­li­schen  Volks­schu­le reich­ten bis 1953 für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler des alten Ortes völ­lig aus.

Dann jedoch begann der sprung­haf­te Anstieg der Ein­woh­ner­zahl Set­te­richs.

4 Klas­sen­räu­me reich­ten schon bald nicht mehr für die vie­len neu­en Schü­ler. Und so wur­de die Schu­le in zwei Bau­ab­schnit­ten 1957 und 1961 auf zwölf Klas­sen­räu­me und Neben­räu­me erwei­tert.

Kurz­zei­tig, näm­lich von 1954 bis 1956, muss­te das Gebäu­de zwei Schu­len auf­neh­men und zwar die bis­he­ri­ge katho­li­sche Volks­schu­le und zusätz­lich die neu­ge­grün­de­te evan­ge­li­sche Volks­schu­le.

In die­ser Zeit fand der Unter­richt im Schicht­be­trieb statt. So wur­den vier Wochen lang die katho­li­schen Kin­der vor­mit­tags und die evan­ge­li­schen Kin­der nach­mit­tags unter­rich­tet. Danach wur­den die Unter­richts­zei­ten gewech­selt.

Am 27. Juni 1968 ende­te die Epo­che der Volks­schu­len. Seit der gro­ßen Schul­re­form heißt die Schu­le nun­mehr „Gemein­schafts­grund­schu­le St. Andre­as“.

Im rech­ten älte­ren Teil des Schul­ge­bäu­des befin­den sich auch Räum­lich­kei­ten des Geschichts­ver­eins Set­te­rich e.V. und des Tür­ki­schen Kul­tur- und Sozi­al­ver­eins Set­te­rich.

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Das ehemalige katholische Pfarrhaus, Pfarrbüro und Jugendheim

Das ehe­ma­li­ge Pfarr­haus, Pfarr­bü­ro und Jugend­heim an der Haupt­stra­ße

Der Gemein­schafts­grund­schu­le St. Andre­as direkt gegen­über, auf der ande­ren Sei­te der Haupt­stra­ße, liegt das ehe­ma­li­ge katho­li­sche Pfarr­haus und Jugendheim,ein Bau aus der frü­hen Nach­kriegs­zeit.

In die­sem Pfarr­haus wur­den auch viel­ge­nutz­te Räu­me für die Set­te­ri­cher Jugend geschaf­fen. Das Gebäu­de wur­de im Jah­re 1998 ver­kauft und wird heu­te aus­schließ­lich pri­vat genutzt.
 Mit  Joseph Ste­gers hat­te die Pfar­re einen jun­gen dyna­mi­schen Pas­tor erhal­ten, der 1947 die Katho­li­sche Jugend Set­te­rich grün­de­te. Die Jugend­ar­beit lag ihm so am Her­zen, dass er neben dem Neu­bau von Pfarr­haus und Pfarr­bü­ro auf die Errich­tung eines Jugend­heims dräng­te.

Wenn­gleich die Räu­me von den übri­gen Pfarr­gre­mi­en mit­ge­nutzt wur­den, hieß die Dop­pel­haus­hälf­te neben dem Pas­to­rat „Jugend­heim“ und mach­te den Schwer­punkt für die Pfarr­ju­gend und deren Hei­mat deut­lich. Ein Ange­bot für alle Jugend­li­chen des Ortes war die Teil-Offe­ne-Tür.

Von 1953 bis Ende der 60er Jah­re konn­te unter der Auf­sicht von Rent­nern im Jugend­heim Tisch­ten­nis, Bil­lard und Kicker gespielt wer­den.

In dem 1953 fer­tig­ge­stell­ten Dop­pel­raum des Hoch­par­terres fan­den unter ande­rem Kar­ne­vals­sit­zun­gen statt. Im Kel­ler stand ein Umklei­de- und Dusch­raum sowohl der Katho­li­schen Jugend als auch den Fuß­ball­mann­schaf­ten des SV 07 Set­te­rich zur Ver­fü­gung.

In einem Werk­raum konn­te unter Anlei­tung Erwach­se­ner der Umgang mit Holz und Werk­zeug erlernt wer­den. Ein Foto­la­bor im Dach­ge­schoß kom­plet­tier­te das viel­fäl­ti­ge räum­li­che Ange­bot.

Sie­he auch:

  • „Set­te­rich – einst und jetzt” – S. 336

Wegekreuz zur Erinnerung an die Notkirche

Rechts neben dem Pfarr­haus führt ein kur­zer, fuß­läu­fi­ger Weg in die Pas­tor-Ste­gers-Stra­ße. Hier wur­de an der Stel­le, an der die ehe­ma­li­ge Set­te­ri­cher Not­kir­che bis zum Jahr 1961 ihren Dienst tat, die­ses Wege­kreuz inmit­ten einer neu­en Wohn­sied­lung errich­tet.

Das Wege­kreuz trägt in sei­nem Sockel die Inschrift:

Zur Erin­ne­rung an die Not­kir­che

Der Katho­li­schen Kir­chen­ge­mein­de

St. Andre­as

1946 – 1961

Sie­he auch: 

  • Set­te­rich einst und jetzt“ Sei­ten 26, 316, 317

Das 1838 erbaute Schulgebäude an der Hauptstraße

Wir keh­ren zurück zur Haupt­stra­ße, que­ren die­se und gehen in Rich­tung Kir­che. Auf hal­ber Stre­cke zur Kir­che sehen wir – etwas zurück­lie­gend – einen Trep­pen­auf­gang.

Auf dem his­to­ri­schen Bild ist links vor der Hal­len­kir­che St. Andre­as das etwas vor­ste­hen­de Gebäu­de der alten Schu­le zu sehen.

Es han­delt sich um eine Auf­nah­me, die vor dem Krieg ent­stand.

Im Vor­be­reich die­ses Trep­pen­auf­gangs wur­de im Jah­re 1838 die bereits erwähn­te neue Volks­schu­le mit Leh­rer­woh­nung erbaut. Die Aus­füh­rung wur­de dem Bau­un­ter­neh­mer Juh­sen aus Lohn über­tra­gen. Die Kos­ten waren ver­an­schlagt auf 1369 Tha­ler, 26 Sil­ber­gro­schen und 3 Pfen­ni­ge. Die Gemein­de stell­te dem Bau­un­ter­neh­mer Zie­gel­stei­ne zur Ver­fü­gung, die sie auf eige­ne Rech­nung hat­te anfer­ti­gen las­sen. Der Bau des neu­en Schul­ge­bäu­des wur­de, wie geplant, im Jah­re 1839 voll­endet.

Ein Leh­rer mit einem fixen Gehalt von 180 Tha­lern unter­rich­te­te ca. 200 schul­pflich­ti­ge Kin­der. Der Leh­rer wirk­te auch als Orga­nist an der Pfarr­kir­che und erhielt für die­se Tätig­keit eine zusätz­li­che Ent­loh­nung.

Das Schul­ge­bäu­de, in wel­chem Gene­ra­tio­nen Set­te­ri­cher Kin­der unter­rich­tet wur­den, suchen wir heu­te ver­geb­lich. Bei den schwe­ren Kämp­fen um Set­te­rich im Novem­ber 1944 wur­de es stark beschä­digt und spä­ter ganz abge­ris­sen. Sei­ne Funk­ti­on hat­te das Gebäu­de aller­dings bereits im Jah­re 1911 ver­lo­ren, als die neue Schu­le an der Bahn­stra­ße fer­tig­ge­stellt wor­den war.

Sie­he auch:

  • Bericht über das “Schul- und Bil­dungs­we­sen im 19. Jahr­hun­dert”, ver­öf­fent­licht im Hei­mat­buch „Set­te­rich – einst und jetzt“

Der alte Settericher Friedhof mit der Mahnkapelle

Der bereits erwähn­te Trep­pen­auf­gang führt uns nun zum alten Set­te­ri­cher Fried­hof. Auf die­sem Fried­hof wur­den bis 1956 die Set­te­ri­cher Ver­stor­be­nen bestat­tet. Meh­re­re alte Grab­stei­ne befin­den sich noch hier. Der ältes­te stammt aus dem Jahr 1627. Nach der Ent­wid­mung als Fried­hof erfolg­ten 1983/84 Pla­nung und Aus­bau zu einer klei­nen Park­an­la­ge.

Lei­der muss­te die­ser Fried­hof durch eine Tor­an­la­ge gesi­chert wer­den, um wei­te­rem Van­da­lis­mus an der im rück­wär­ti­gen Teil errich­te­ten Mahn­ka­pel­le ent­ge­gen­zu­wir­ken. Zu oft waren star­ke Beschä­di­gun­gen zu bekla­gen. Nur an Sonn- und Fei­er­ta­gen ist der alte Fried­hof jetzt tags­über geöff­net.

Die Mahn­ka­pel­le erin­nert an die Kriegs­to­ten der bei­den Welt­krie­ge.
Im Gegen­satz zu vie­len Krie­ger­denk­mä­lern wer­den aber nicht nur die Gefal­le­nen aus Set­te­rich erwähnt, son­dern  wird hier auch der rund um Set­te­rich im Novem­ber 1944 gefal­le­nen Sol­da­ten und Kriegs­to­ten gedacht.
Der Fried­hof befand sich – wie in den meis­ten Dör­fern – rund um die Kir­che. Die Mahn­ka­pel­le steht heu­te auf dem ange­nom­me­nen Stand­ort des Kirch­turms der alten Set­te­ri­cher Kir­che. Durch einen gepflas­ter­ten Platz ist der mut­maß­li­che Grund­riss der bis 1863 dort befind­li­chen Kir­che nach­emp­fun­den wor­den.

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Die Settericher Kirchen

Wann die ver­mut­lich ers­te Set­te­ri­cher Kir­che auf dem alten Fried­hof erbaut wur­de, ist unbe­kannt. Die ers­te urkund­li­che Erwäh­nung Set­te­richs aus dem Jahr 1119 betrifft zwar die hie­si­ge Kir­che, doch ob es sich dabei um die­sen Bau oder einen Vor­läu­fer­bau han­delt, wis­sen wir nicht. Eine unge­naue Zeich­nung aus dem Jahr 1720 zeigt einen klei­nen ein­schif­fi­gen Bau im roma­ni­schen Stil.

Da sich die­se alte Kir­che im Lau­fe der Jahr­hun­der­te in einem schlech­ten bau­li­chen Zustand befand und zudem nicht mehr groß genug für die gestie­ge­ne Ein­woh­ner­zahl in dem gewach­se­nen Dorf war, wur­de sie im Jahr 1863 abge­ris­sen.

Als Nach­fol­ge­bau wur­de in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft, dort wo auch die heu­ti­ge katho­li­sche Pfarr­kir­che St. Andre­as steht, eine neu­go­ti­sche Hal­len­kir­che erbaut.
Das war für die dama­li­ge Zeit nichts Beson­de­res, denn in den Jah­ren von 1850 bis 1910 wur­den im Rhein­land unzäh­li­ge neu­go­ti­sche Back­stein­kir­chen errich­tet. Vie­le davon sind auch heu­te noch vor­han­den, lei­der aber nicht die Set­te­ri­cher Kir­che.
Sie wur­de am 10.11.1944 wäh­rend der Gefech­te um Set­te­rich voll­stän­dig zer­stört.

27. Novem­ber 1944. Die zer­stör­te St. Andre­as Kir­che.

Ame­ri­ka­ni­sche Pio­nie­re der “1276. Com­bat Engi­neers“,   13. Korps, bela­den einen Last­wa­gen mit Schutt einer beschä­dig­te Kir­che, mit dem sie Stra­ßen in der Nähe aus­bes­sern wol­len. Die Kir­che wur­de durch Bom­ben und Artil­le­rie­feu­er zer­stört.

(Ori­gi­nal-Text des Pen­ta­gon.)

Ein Bild der Ver­wüs­tung. Gepan­zer­te Fahr­zeu­ge der US-Armee fah­ren durch das zer­stör­te Set­te­rich

Sie­he auch:

  • „Set­te­rich einst und jetzt“, Sei­te 26
  • „Ein Pries­ter­le­ben im 20.Jahrhundert“, Sei­te 92

Der kleine Soldatenfriedhof mit Ehrenmal

Sol­da­ten­fried­hof an der Haupt­stra­ße in Set­te­rich

Zwi­schen dem alten Set­te­ri­cher Fried­hof und der heu­ti­gen Kir­che befin­det sich ein Sol­da­ten­fried­hof mit Ehren­mal.

Hier wur­de in den Jah­ren 1949/50 für die im II. Welt­krieg gefal­le­nen deut­schen Sol­da­ten ein Grä­ber­feld ange­legt.

Die ame­ri­ka­ni­schen Gefal­le­nen wur­den in den Nie­der­lan­den bei­gesetzt. 

Die aus zwei Rei­hen von Grä­bern mit 22 Grab­stel­len bestehen­de Anla­ge ent­hält jeweils einen Grab­stein für unbe­kann­te und wenig bekann­te Tote.

Ein wuch­ti­ger, manns­ho­her, ecki­ger Zen­tral­stein mar­kiert ein Kame­ra­den­grab mit den Namen für 24 Sol­da­ten und für 11 unbe­kann­te Tote.

Heu­te gedenkt hier die Inter­es­sen­ge­mein­schaft Set­te­ri­cher Orts­ver­ei­ne mit einer Zere­mo­nie am Volks­trau­er­tag der Opfer bei­der Welt­krie­ge und der Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus.

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Die Schmiedstraße – eine typische niederrheinische Dorfstraße

Die Schmied­stra­ße von der Haupt­stra­ße aus – um 1930

Nach dem Besuch des klei­nen Sol­da­ten­fried­hofs über­que­ren wir nun die Haupt­stra­ße und bie­gen in die schräg gegen­über begin­nen­de Schmied­stra­ße ein.

Die Schmied­stra­ße zeigt zwi­schen der Haupt­stra­ße und der  Kreu­zung Schmied­stra­ße / Schnit­zel­gas­se über­wie­gend noch das Bild einer typi­schen nie­der­rhei­ni­schen Dorf­stra­ße. Die alten Häu­ser sind alle nach dem glei­chen Sche­ma erbaut.

Cha­rak­te­ris­tisch sind die Hof­ein­fahr­ten; dane­ben befin­det sich das Wohn­haus. 

Ursprüng­lich war der Ein­gang zum Haus hin­ter dem Hof­tor. Die heu­ti­gen Ein­gangs­tü­ren zur Stra­ße wur­den erst spä­ter hin­zu­ge­fügt. Hin­ter dem Haus lag ein klei­ner Innen­hof, an der Sei­te des Innen­hofs der Stall. Grö­ße­re Höfe hat­ten an bei­den Hof­sei­ten Stal­lun­gen. An die rück­wär­ti­ge Sei­te des Innen­hofs schloss sich die Scheu­ne an; dahin­ter folg­te der Gar­ten.

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Das ehemalige Kloster „Maria Hilf“, eine Stiftung der Geschwister Offermanns

Auf der rech­ten Sei­te der Schmied­stra­ße bil­den die Häu­ser von Num­mer 26 an bis zur Kreu­zung mit der Schnit­zel­gas­se den Kom­plex des ehe­ma­li­gen Klos­ters „Maria Hilf“.

Aus der Chro­nik über das Klos­ter „Maria Hilf“ geht her­vor, dass das 1902 eröff­ne­te Haus nicht die ers­te klös­ter­li­che Nie­der­las­sung in Set­te­rich war. Die ers­te Klos­ter­grün­dung geht auf den aus Aachen stam­men­den Pfar­rer Johann Joseph Wild zurück, der in enger Ver­bin­dung mit der 1819 in Aachen gebo­re­nen und 1974 von Papst Paul VI selig gespro­che­nen Fran­zis­ka Scher­vier stand. Er war ein gro­ßer För­de­rer ihrer 1845 neu­ge­grün­de­ten Ordens­ge­mein­schaft der Armen-Schwes­tern vom Hei­li­gen Fran­zis­kus, bes­ser bekannt als Scher­vier- Schwes­tern oder Aache­ner Fran­zis­ka­ne­rin­nen.

Pfar­rer Wild erwarb hier­zu ein an der Haupt­stra­ße, etwa in Höhe der heu­ti­gen VR-Bank, gele­ge­nes Haus. Die­ses Haus wur­de umge­stal­tet und 1854 von 3 oder 4 Fran­zis­ka­ne­rin­nen bezo­gen. Die­se Klos­ter­grün­dung war aber nicht von lan­ger Dau­er. Mit der Pen­sio­nie­rung von Pfar­rer Wild im Jah­re 1856 ver­lor das Klos­ter sei­nen größ­ten Wohl­tä­ter und die Fran­zis­ka­ne­rin­nen wur­den von Fran­zis­ka Scher­vier zurück­ge­ru­fen.

Erst um die Jahr­hun­dert­wen­de wur­de die Grün­dung eines neu­en Klos­ters für Set­te­rich wie­der aktu­ell. Beson­ders setz­te sich für die­se Neu­grün­dung die Set­te­ri­cher Fami­lie Offer­manns ein. Es waren sechs Geschwis­ter, die sich aus klei­nen Anfän­gen empor­ge­ar­bei­tet hat­ten und die durch Fleiß und Geschäfts­sinn zu umfang­rei­chem Grund­be­sitz kamen. Alle sechs blie­ben unver­hei­ra­tet.

Die bei­den letz­ten Über­le­ben­den, Wil­helm und Jakob Offer­manns, initi­ier­ten die Klos­ter­grün­dung. Durch nota­ri­el­len Schen­kungs­akt über­schrie­ben sie der Pfarr­kir­che eine ange­kauf­te und größ­ten­teils umge­bau­te Gast­wirt­schaft mit Wirt­schafts­ge­bäu­den und Gar­ten.

Es soll­te ein Frau­en­klos­ter für ambu­lan­te Kran­ken­pfle­ge, zur Lei­tung einer Haus­hal­tungs, Indus­trie- und Klein­kin­der­be­wahr­schu­le sowie eines Pfle­ge­hau­ses für alte arbeits­un­fä­hi­ge Per­so­nen ent­ste­hen.

Abschrift der vom Erz­bi­schof von Köln erteil­ten kirch­li­chen Geneh­mi­gung vom 7. August 1900

Im Sep­tem­ber 1901 wur­de zwi­schen Kir­chen­vor­stand und dem Eli­sa­be­the­rin­nen-Orden in Essen ein Ver­trag über die Klos­ter­grün­dung geschlos­sen.

Am 20. Mai 1902 fand dann eine klei­ne Ein­wei­hungs­fei­er mit Ein­seg­nung durch den Set­te­ri­cher Pfar­rer Johan­nes Erkel­enz statt.

Das alte, teil­wei­se umge­stal­te­te, Wirts­haus fand eine Anbin­dung an die umfang­rei­chen Neu- und Umbau­ten aus den Jah­ren 1908 bis 1911. Damals nahm das Klos­ter wohl sei­ne wesent­li­che Gestalt an.

Im Kreis Jülich – zu die­sem Kreis gehör­te Set­te­rich bis 1935 – und dar­über hin­aus erwarb sich das Klos­ter einen guten Ruf. Wie ande­re Klös­ter und Pfle­ge­hei­me gab es auch eine Koope­ra­ti­on mit der Psych­ia­tri­schen Kli­nik in Düren, die infol­ge Über­fül­lung bestrebt war, leich­te­re Fäl­le an die Klös­ter und Pfle­ge­hei­me abge­ben zu kön­nen.

Das ehe­ma­li­ge Klos­ter “Maria Hilf” – das ers­te Gebäu­de rechts

Das 25jährige Bestehen konn­te am 31.05.1927 fei­er­lich began­gen wer­den. Eine Sta­tue der hl. Eli­sa­beth wur­de in Aachen gekauft und über der Klos­ter­pfor­te ange­bracht. Eine Gedenk­ta­fel für die Geschwis­ter Offer­manns fand ihren Platz neben der Pfor­te. Nach not­wen­di­gen Restau­rie­run­gen haben sowohl die Sta­tue als auch die Gedenk­ta­fel heu­te ihren Platz im Burg­tor des Wohn- und Pfle­ge­heims „An der Burg“ gefun­den. Das Klos­ter war im Lau­fe der Jah­re mehr­fach erwei­tert, moder­ni­siert und umge­baut wor­den. Von 1936 bis 1968 befand sich im Klos­ter auch eine Wöch­ne­rin­nen­sta­ti­on. Zahl­rei­che Kin­der aus Set­te­rich und den umlie­gen­den Dör­fern erblick­ten hier das Licht der Welt. Nach 1968 wur­de das Klos­ter zu einem rei­nen Alten­heim. Schließ­lich aber genüg­ten die Bau­lich­kei­ten den Erfor­der­nis­sen der moder­nen Alten­pfle­ge nicht mehr. Auch lit­ten die Eli­sa­be­the­rin­nen unter Per­so­nal­not. So wur­de das Heim 1982 der Kir­chen­ge­mein­de über­ge­ben, wel­che sich schon bald an einen Neu­bau mach­te. 1985 wur­de das neue Alten­heim auf dem Gelän­de der alten Burg eröff­net und das Klos­ter in der Schmied­stra­ße geschlos­sen.

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Wegekreuz Ecke Schmiedstraße – Schnitzelgasse

Ein­ge­fügt in die gebro­che­ne Ecke eines von einer hohen Hecke umsäum­ten Grund­stü­ckes ist die­se im letz­ten Krieg stark beschä­dig­te Kreuz­an­la­ge Anfang der 50er Jah­re neu errich­tet wor­den.

Die Rah­mung und Sockelung der Plat­te mit Kor­pus, wird gebil­det von stück­wei­se zusam­men­ge­setz­ten Mau­er- und Plat­ten­tei­len aus Natur­stein.

Zen­tral­stück der Anla­ge ist der Kor­pus des Kreu­zes, des­sen abge­schla­ge­ne lin­ke Hand nicht erneu­ert wur­de. 

Nach Recher­chen von Heinz Keut­mann befand sich der Kor­pus die­ser Kreuz­an­la­ge Anfang der 50er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts noch am Orts­ein­gang aus Rich­tung Siers­dorf.
Wie ihm unser ehe­ma­li­ges Mit­glied Josef Esser erzähl­te, soll­te die abge­schla­ge­ne lin­ke Hand auf Wunsch von Pas­tor Joseph Ste­gers bewusst so belas­sen wer­den, um an die schreck­li­che Zeit des ver­gan­ge­nen Krie­ges zu erin­nern.

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Alter Sportplatz an der Schmiedstraße

Der “alte Sport­platz” an der Schmied­stra­ße. Eine Luft­auf­nah­me aus dem Jah­re 2001

Wei­ter führt unser Rund­gang durch die Schmied­stra­ße Rich­tung Siers­dorf. Links vor der Ein­mün­dung in den Ade­nau­er­ring sehen wir das Neu­bau­ge­biet „Am alten Sport­platz“.

Der alte Set­te­ri­cher Sport­platz, der der jet­zi­gen Wohn­be­bau­ung im Jah­re 2012 wei­chen muss­te, wur­de 1958 ange­legt. Der Rasen­platz mit sei­nen Lauf- und Sprung­an­la­gen wur­de als Ergän­zung zu dem bereits vor­han­de­nen, dahin­ter gele­ge­nen, Aschen­platz gese­hen.

Die­ser Aschen­platz wur­de 1967 auf­ge­ge­ben, als dort der Bau der Real­schu­le erfolg­te.

Der neue Rasen­platz dien­te vor allem dem Spiel­be­trieb der Fuß- und Feld­hand­ball­mann­schaf­ten des SV 07 Set­te­rich.

Die Fuß­ball­mann­schaf­ten des SV 07 fei­er­ten hier ihre größ­ten Erfol­ge. Unter ihrem Trai­ner Wil­li Berg­stein, dem aus Baes­wei­ler stam­men­den ehe­ma­li­gen Tor­jä­ger von Ale­man­nia Aachen, schaff­te die 1. Fuß­ball­mann­schaft 1970 den Sprung in die Lan­des­li­ga, damals noch die zweit­höchs­te Ama­teur­klas­se.

Unter Lei­tung von Wil­li Schmitz (Inha­ber der ehe­ma­li­gen Metz­ge­rei Wil­li Schmitz in der Schmied­stra­ße) gab es über meh­re­re Jah­re auch eine leis­tungs­star­ke Leich­t­atl­ethik­ab­tei­lung, die die vor­han­de­ne 400m Aschen­bahn und die Kugelstoß‑, Weit­sprung- und Hoch­sprung­an­la­gen erfolg­reich nutz­te. Mehr­fach wur­den hier Meis­ter­schaf­ten auf Kreis- und Bezirks­ebe­ne aus­ge­tra­gen. Die Schu­len fan­den hier natür­lich auch idea­le Bedin­gun­gen zur Durch­füh­rung der Bun­des­ju­gend­spie­le.

Bun­des­ju­gend­spie­le auf dem alten Sport­platz.

Auf dem Bild ganz rechts zu sehen: Leh­rer Hel­mut Küp­pers

…vor­ne Klaus, dahin­ter Wolf­gang Wycis­lok beim Ziel­ein­lauf nach 1000 m.

Behelfswohnungen an der Schmiedstraße, direkt vor dem alten Sportplatz

An der Schmied­stra­ße, unmit­tel­bar vor dem alten Sport­platz gele­gen, befan­den sich Behelfs­wohn­bau­ten, die nach dem Krieg über­gangs­wei­se für Wohn­zwe­cke errich­tet wor­den waren. Erst 1963 wur­den die­se Bau­ten, im Volks­mund nur als Bara­cken bezeich­net, durch die Set­te­ri­cher Feu­er­wehr unter Lei­tung von Brand­meis­ter Anton Kochs „kon­trol­liert“ abge­brannt.

In der Gei­len­kir­che­ner Volks­zei­tung vom 13.05.1963 hieß es hier­zu

„Die Feu­er­wehr als Brand­stif­ter“.

Mai­um­zug 1958 auf der Schmied­stra­ße

Zur Bele­bung der Mai­bräu­che exis­tier­te in den Jah­ren 1948–1960 in Set­te­rich eine Mai­ge­sell­schaft. Unse­re Auf­nah­me zeigt den Umzug der Mai­ge­sell­schaft im Jahr 1958 mit Mai­kö­nig Leo Bischof und Mai­kö­ni­gin Ursu­la Miche­ly (verh. Bischof) in der ers­ten Rei­he, unmit­tel­bar vor den Behelfs­woh­nun­gen.

Wegekreuz Schmiedstraße/Adenauerring am Ortsausgang Richtung Siersdorf

Kreuz­an­la­ge mit Bar­ba­r­asta­tue

Wir que­ren den Ade­nau­er­ring und sehen direkt hin­ter dem Kreis­ver­kehr in Rich­tung Siers­dorf, eine Kreuz­an­la­ge mit Vor­platz und Sitz­bank.

Seit 1950 gab es pri­va­te Bestre­bun­gen, ein Wege­kreuz in die­sem Bereich auf­zu­stel­len. Ein ers­tes Kon­zept sah hier­für eine Flä­che an der Ecke des alten Sport­plat­zes vor. Dort stand vor Jah­ren bereits ein Wege­kreuz. Wir berich­te­ten in unse­ren Mit­tei­lun­gen Nr. 32/2008 hier­über. Unter Ein­be­zie­hung des Kreis­ver­kehrs­plat­zes wur­de die jet­zi­ge Anla­ge 2001 nach einer Idee des Set­te­ri­cher Land­schafts- und Gar­ten­bau­ar­chi­tek­ten Wil­li Wild, erstellt.

Das Kreuz besteht aus Tei­len eines alten Wege­kreu­zes, das vor dem zwei­ten Welt­krieg an einer Ess­kas­ta­ni­en-Allee im Bereich des Rött­gen­ho­fes gestan­den hat. Der schmie­de­ei­ser­ne Kreuz­auf­satz war nicht mehr vor­han­den und wur­de durch einen neu­en ersetzt.

Der Rött­gen­hof – ein Guts­hof – stand süd­öst­lich von Set­te­rich an der Gren­ze zur Nach­bar­ge­mein­de Siers­dorf. Bereits 1407 wur­de der Hof urkund­lich erwähnt.

Nach neu­en Erkennt­nis­sen wur­de das Kreuz für den Baron Diet­rich von Kol­off zu Vet­tel­ho­fen, einer wich­ti­gen Per­sön­lich­kei­ten des Deut­schen Ordens, nach des­sen Tod im Jahr 1717 errich­tet.

Das 4 m hohe Wege­kreuz besteht aus auf­ein­an­der­ge­setz­ten gel­ben Sand­stein­blö­cken und einem schmie­de­ei­ser­nen Kreuz­auf­satz. Im obe­ren Stein wur­de in der Nische eine Bar­ba­ra-Sta­tue aus Bron­ze ange­bracht.

Sie ist die Schutz­pa­tro­nin der Berg­leu­te und soll an die Berg­wer­ke in unse­rer Regi­on er innern.

Die Sta­tue ist ein Geschenk eines Mit­glieds unse­res Geschichts­ver­eins.

Die Anwoh­ner der Stra­ße „Am Klos­ter­gar­ten“, feder­füh­rend Vor­sit­zen­der Heinz Keut­mann, haben für die­se Anla­ge die Paten­schaft über­nom­men und sor­gen für die not­wen­di­gen Pfle­ge­ar­bei­ten.

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