Ortsrundgang – 5. Teil

Steinkreuz vor dem Haupteingang des Burgparks

Hoch­kreuz am Burg­park

Direkt gegen­über dem ehe­ma­li­gen Bahn­hofs­ge­bäu­de und jet­zi­gen Park­re­stau­rant Wer­den befin­det sich auf der Ecke Wolfsgasse/Bahnstraße der Haupt­ein­gang zum schö­nen Set­te­ri­cher Burg­park.

Auf einem groß­zü­gig ange­leg­ten Vor­platz emp­fängt den Besu­cher ein manns­ho­hes sockel­lo­ses Stein­kreuz.

Die­ses Kreuz, geschla­gen vom Bild­hau­er Vik­tor Fran­ken aus Baes­wei­ler, kann als Nach­fol­ge­werk der auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te ent­fern­ten Kreuz­an­la­ge gese­hen wer­den.

Kreuz­an­la­ge aus dem Jahr 1930 – Ecke Wolfsgasse/Bahnstraße

Die­se Kreuz­an­la­ge, die im Jah­re 1930 von den Mit­glie­dern des Thea­ter­ver­eins „Froh­sinn“ errich­tet wur­de, stell­te sei­ner­zeit einen Bei­trag zur Gestal­tung des Orts­bil­des dar.

Der Thea­ter-Ver­ein grün­de­te sich 1889 und nann­te sich erst noch „Jung­ge­sel­len­ver­ein“. Jedes Jahr vor Pfings­ten wur­de aus der Mit­te der Mit­glie­der der Mai­kö­nig gewählt und am Pfingst­sams­tag wur­de der Mai­baum am Ver­eins­lo­kal auf­ge­stellt.

Ver­eins­lo­kal war die Gast­stät­te Cla­ßen an der Ecke Schmiedstraße/Schnitzelgasse. Um die Jahr­hun­dert­wen­de wur­de die Gast­stät­te aller­dings von den Geschwis­tern Offer­manns erwor­ben, umge­baut und durch nota­ri­el­len Schen­kungs­akt der Pfar­re zur Grün­dung eines Klos­ters über­schrie­ben.

Dar­auf­hin wur­de die Gast­stät­te Kas­par Tim­mer­manns an der Haupt­stra­ße das neue Ver­eins­lo­kal.

1914, zum 25-jäh­ri­gen Bestehen, gab sich der Jung­ge­sel­len­ver­ein dann sei­nen neu­en Namen: Thea­ter­ver­ein „Froh­sinn“ Set­te­rich.

Die Auf­füh­rungs­or­te für die Thea­ter­stü­cke waren abwech­selnd in der Gast­stät­te Kas­par Tim­mer­manns und auf dem Saa­le Wer­den (damals noch Saal Nie­ßen).

Lei­der hat sich der Ver­ein nach ca. 70 Jah­ren sei­nes Bestehens auf­ge­löst, als die Zeit des Fern­se­hens und des Kinos ange­bro­chen war und der Zuschau­er­zu­spruch rapi­de abnahm. 

Die Siedlung der Siebenbürger Sachsen

Wir über­que­ren die Bahn­stra­ße, gehen eini­ge Schrit­te in die Wolfs­gas­se hin­ein, bie­gen gleich rechts in die Hon­te­rus­stra­ße und befin­den uns in dem Sied­lungs­be­reich, in wel­chem sich zahl­rei­che aus Sie­ben­bür­gen stam­men­de Fami­li­en in den Jah­ren von 1960 bis 1965 ihren Traum vom Eigen­heim ver­wirk­lich­ten.
Die Eigen­hei­me wur­den in drei Bau­ab­schnit­ten errich­tet. Der ers­te Bau­ab­schnitt, der 1960 fer­tig­ge­stellt wur­de, trägt den Namen „Neue Hei­mat“. Die Stra­ße des zwei­ten Bau­ab­schnit­tes wur­de, in Erin­ne­rung an den gro­ßen Huma­nis­ten und Refor­ma­tor der Sie­ben­bür­ger Sach­sen, Johan­nes Hon­te­rus, „Hon­te­rus­stra­ße“ genannt.
Wei­te­re sie­ben­bür­gi­sche Bau­wil­li­ge sie­del­ten 1965 am Bru­ken­thal­weg, am Ste­phan-Lud­wig-Roth-Weg und am Bischof-Teutsch-Weg an.
Samu­el Frei­herr von Bru­ken­thal war Reichs­frei­herr und von 1777–1787 Gou­ver­neur von Sie­ben­bür­gen.
Ste­phan Lud­wig Roth war ein sie­ben­bür­gisch-säch­si­scher Pfar­rer, Leh­rer, Schul­re­for­mer und Poli­ti­ker.
Georg Dani­el Teutsch war im 19. Jahr­hun­dert Bischof der Evan­ge­li­schen Kir­che Sie­ben­bür­gens. Außer­dem wirk­te er als Leh­rer, Theo­lo­ge, His­to­ri­ker und Poli­ti­ker.

Sie­he auch:

  • „Set­te­rich einst und jetzt“ Sei­te 18

Die Anton-Klein-Straße – nach Pfarrer Anton Klein benannt

Am Ende der Stra­ße „Neue Hei­mat“ bie­gen wir links in die Stra­ße „Im Wein­kel­ler“ und errei­chen schon bald die Anton-Klein-Stra­ße.

Die Stra­ße wur­de nach dem in den Jah­ren von 1912 bis 1925 in Set­te­rich täti­gen Pfar­rer Anton Klein benannt. Auf sei­ne Initia­ti­ve hat­ten sich Bau­wil­li­ge zu einer Bau­ge­nos­sen­schaft zusam­men­ge­schlos­sen.

Es fehl­ten aller­dings noch die Grund­stü­cke zur Errich­tung der Häu­ser. Hier bot sich der Ver­kauf eini­ger Mor­gen Land aus dem Ver­mächt­nis der Gebrü­der Offer­manns an. 

Die Gebrü­der Offer­manns hat­ten der Kir­che ins­ge­samt 65 Mor­gen Acker­land „ver­macht“. Aus den Erträ­gen des Ver­kaufs der Län­de­rei­en soll­ten „dürf­ti­ge Ver­wand­te“ unter­stützt wer­den. Fer­ner soll­te die Klos­ter­schuld abge­tra­gen, die Kir­che aus­ge­malt und vier „gebrann­te Fens­ter“ beschafft wer­den.

Pfar­rer Anton Klein 1912–1925 Pfar­rer in Set­te­rich

Mit Schrei­ben vom 20. März 1922 an das Gene­ral­vi­ka­ri­at setz­te sich Pfar­rer Klein für den Ver­kauf der Län­de­rei­en an die Bau­in­ter­es­sen­ten ein. Vor allem wies er auf die gro­ße Woh­nungs­not jener Tage hin. Doch das Gene­ral­vi­ka­ri­at lehn­te den Ver­kauf ab.

Pas­tor Klein ließ sich aber nicht ent­mu­ti­gen. Um doch noch sein Ziel zu errei­chen, wand­te er sich am 3. April 1922 erneut an die Erz­bi­schöf­li­che Behör­de. Unter­stüt­zung erhielt er dabei von Amts­ge­richts­rat Fei­ser, der sich mit glei­chem Anlie­gen an den Jus­ti­ti­ar der Behör­de wand­te und dabei beton­te, dass es sich um ein „emi­nent sozia­les Werk“ han­de­le und die hie­si­ge Arbei­ter­schaft gut katho­lisch sei.

End­lich geneh­mig­te das Gene­ral­vi­ka­ri­at in Köln den Ver­kauf von 5,5 Mor­gen Land an die Mit­glie­der der Bau­ge­nos­sen­schaft.

In den Jah­ren 1926/27 ent­stan­den dann die ers­ten Sied­lungs­häu­ser in der Anton-Klein-Stra­ße und im angren­zen­den des Hau­ses Teil­be­reich der Wolfs­gas­se.

Hl. Anto­ni­us- Schutz­pa­tron der Suchen­den

Beim Bau des Hau­ses der Fami­lie Kör­lings in der Anton-Klein-Stra­ße 18 im Jahr 1927 wur­de in der Haus­front eine Nische aus­ge­spart und mit Sockel und Rah­men aus Klin­ker­werk ver­se­hen. Geplant war, im Geden­ken an Pfar­rer Anton Klein eine Sta­tue des Hl. Anto­ni­us in die­se Nische auf­zu­stel­len.

Ver­wirk­licht wur­de die­ses Vor­ha­ben aller­dings erst nahe­zu 70 Jah­re spä­ter und zwar 1996. Der Set­te­ri­cher Land­schafts- und Gar­ten­ar­chi­tekt Wil­li Wild griff das eins­ti­ge Vor­ha­ben auf und stif­te­te die dort jetzt zu sehen­de Figur des Hl. Anto­ni­us. Den Anstoß hier­zu hat­te die Ver­fas­sung eines Arti­kels für das Hei­mat­buch “Set­te­rich einst & jetzt” gege­ben, bei der das eins­ti­ge Vor­ha­ben noch­mals in Erin­ne­rung geru­fen wur­de.

Anton-Klein-Stra­ße 1970 von der Wolfs­gas­se aus gese­hen

Anton-Klein-Stra­ße 1970 von der Wolfs­gas­se aus gese­hen

Sie­he auch: 

  • „Set­te­rich einst und jetzt“ S. 18 und 307

Sportzentrum an der Wolfsgasse mit Turn‑, Kleinschwimmhalle und Sauna

Am Ende der Anton-Klein-Stra­ße errei­chen wir wie­der die Wolfs­gas­se. Auf der gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­sei­te sehen wir ein gro­ßes Gebäu­de, zu dem es eini­ges zu berich­ten gibt.

Dem raschen Bevöl­ke­rungs­zu­wachs Set­te­richs kam der Gemein­de­rat u.a. auch mit dem Bau eines klei­nen Sport­zen­trums an der Wolfs­gas­se nach. Set­te­rich war gera­de selbst­stän­dig gewor­den, als die Bezirks­re­gie­rung schon grü­nes Licht für ein solch gro­ßes Pro­jekt gab.

Mit dem Bau einer Turn- und einer Schwimm­hal­le – im rück­wär­ti­gen Teil der Andre­as­schu­le gele­gen – konn­te bereits 1963 begon­nen wer­den. Am 25. Mai 1964 wur­de das fer­tig­ge­stell­te Sport­zen­trum sei­ner Bestim­mung über­ge­ben.

Bis in die 1970er Jah­re erfreu­te sich die Klein­schwimm­hal­le neben dem Schul- und Ver­eins­sport regen Zuspruchs durch die Öffent­lich­keit. Mit den spä­ter ent­ste­hen­den grö­ße­ren und kom­for­ta­ble­ren Ange­bo­ten in Baes­wei­ler konn­te sie aber nicht mit­hal­ten, so dass der Zuspruch stark nach­ließ. Da sie zudem wegen auf­tre­ten­der Gru­ben­schä­den nur noch mit einem hohen Sanie­rungs­auf­wand wei­ter als Schwimm­bad hät­te genutzt wer­den kön­nen, stell­te die Baes­wei­ler Ver­wal­tung Über­le­gun­gen an, die Hal­le ander­wei­tig zu nut­zen. Eine Über­le­gung ging in die Rich­tung, die Hal­le den Orts­ver­ei­nen zur Nut­zung anzu­bie­ten. Die­ser Vor­schlag stieß auf ein posi­ti­ves Echo.

Die St. Sebas­tia­nus-Schüt­zen­bru­der­schaft, die schon lan­ge nach einem geeig­ne­ten Stand­ort such­te, bau­te nach Plä­nen der Stadt hier in Eigen­re­gie einen Schieß­stand mit acht Schieß­bah­nen. Dazu wur­de etwa ein Drit­tel der ehe­ma­li­gen Schwimm­hal­le benö­tigt, die rest­li­chen zwei Drit­tel wur­den als Trai­nings­raum für den Judo-Club JJJC Samu­rai Set­te­rich her­ge­rich­tet.

Außer­dem hat­te die Gemein­de Set­te­rich noch vor der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung – also noch vor dem 1. Janu­ar 1972 –  mit dem Bau einer Sau­na an der Klein­schwimm­hal­le begon­nen. Am 11.01.1972 wur­de die Sau­na ihrer Bestim­mung über­ge­ben. Bei ins­ge­samt 300 qm  Grund­flä­che wies sie mit Erfrischungs‑, Umkleide‑, Vorreinigungs‑, Ruhe‑, Trimm-Dich- und Frei­luft­raum sowie Abkühl­be­cken und Sola­ri­um, Nut­zungs­mög­lich­kei­ten für rund 30 Per­so­nen auf.

1990 wur­de der Betrieb man­gels Zuspruchs ein­ge­stellt und die Räum­lich­kei­ten als Unter­künf­te für Asy­lan­ten sowie spä­ter für Obdach­lo­se her­ge­rich­tet.

Heu­te befin­den sich hier Gerä­te­räu­me und ein Auf­ent­halts­raum, der auch als Ver­samm­lungs­stät­te genutzt wer­den kann.

Sie­he auch:

  • „Set­te­rich- einst und jetzt“ Sei­te 244
  • Chro­nik “375 Jah­re St. Sebas­tia­nus-Schüt­zen­bru­der­schaft Set­te­rich” S. 72

Erinnerung an den Holocaust – Stolpersteine vor dem Haus Hauptstraße 9

Der Wolfs­gas­se fol­gen wir nun bis zur Haupt­stra­ße, in wel­che wir nach links ein­bie­gen und nach nur weni­gen Schrit­ten das Haus Nr. 9 errei­chen. In den Bür­ger­steig vor die­sem Haus hat am 03. Febru­ar 2014 der Künst­ler Gun­ter Dem­nig die ers­ten Stol­per­stei­ne in Baes­wei­ler ver­legt.

Der bun­des­weit bekann­te Gun­ter Dem­nig hat eine Mis­si­on: Über­all dort, wo SS, Gesta­po und Wehr­macht gewü­tet haben, möch­te er an ihre Ver­bre­chen erin­nern. Und er möch­te den Opfern ihre Namen und ihre Wür­de zurück­ge­ben – all den depor­tier­ten, ver­gas­ten, erschos­se­nen, gehenk­ten, zu Tode gefol­ter­ten Men­schen. Seit 1992 erin­nert er an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letz­ten selbst­ge­wähl­ten Wohn­ort Gedenk­ta­feln aus Mes­sing in den Bür­ger­steig ein­setzt. Stol­per­stei­ne wer­den die­se Gedenk­ta­feln genannt auf denen geschrie­ben steht: HIER WOHNTE …und kommt damit einem Zitat aus dem Tal­mud, dem „Hei­li­gen Buch der Juden“ nach: „Ein Mensch ist erst ver­ges­sen, wenn der Name ver­ges­sen ist“.

Ein­set­zen der Stol­per­stei­ne durch Gun­ter Dem­ning
Die ers­ten Stol­per­stei­ne in Set­te­rich ver­legt
Fami­lie Elkan

In Set­te­rich wur­den zur Erin­ne­rung an die 4‑köpfige jüdi­sche Fami­lie Elkan und Herrn Sal­ly fünf sol­cher Stol­per­stei­ne vor dem Haus Haupt­stra­ße 9 ver­legt. Der aus Nie­der­merz stam­men­de Josef Elkan, geb. am 11.08.1887, war mit Frau Hen­ri­et­te, geb. Gott­schalk, geb. am 22.06.1892, ver­hei­ra­tet. Sie hat­ten 2 Söh­ne. Ernst, geb. am 11.04.1922 und Wal­ter, geb. am 24.07.1924.

Anfang 1942 wur­den sie mit allen Set­te­ri­cher Juden, die zwangs­wei­se im  Wohn­haus der Fami­lie Elkan unter­ge­bracht waren, in Rich­tung Sobibor/Polen, Riga/Lettland und Minsk/Weißrussland depor­tiert und sind ver­schol­len.

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Die ehemalige Vikarie im Haus Hauptstraße Nr. 18

Schräg gegen­über sehen wir das Haus Haupt­stra­ße Nr. 18, in wel­chem sich bis Anfang des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts die Vika­rie befand.

Um 1250 wird eine zur Set­te­ri­cher Kir­che gehö­ren­de Vikar­stel­le (Vikar: einem Pfar­rer zur Aus­hil­fe bei­gege­be­ner Geist­li­cher) genannt.

In der „Chro­nik der Gemein­de Set­te­rich“ ist fest­ge­hal­ten, dass die Kir­chen­ge­mein­de 1826 neben dem Pfarr­haus über ein in Stein gebau­tes Vika­rie­haus mit einer in Lehm gebau­ten Scheu­ne und sechs Stal­lun­gen ver­füg­te. Als im März 1857 mit Pfar­rer Savels ein neu­er Pfar­rer in Set­te­rich sein Amt antrat, bemüh­te sich die­ser schon bald erfolg­reich um den Tausch der Vikar- und Pfar­rer­woh­nung. Er war der Ansicht, dass das Haus, wel­ches der Vikar bewohn­te, mit vier­zehn Zim­mern doch zu groß für die­sen sei. Zudem brin­ge die Ent­fer­nung zwi­schen der Kir­che und der der­zei­ti­gen Pfar­rer­woh­nung an der Haupt­stra­ße 23 erheb­li­che Nach­tei­le mit sich.

Das im letz­ten Jahr­hun­dert als „Vika­rie“ bezeich­ne­te Haus wur­de im 2. Welt­krieg stark beschä­digt, anschlie­ßend von der Pfar­re eini­ger­ma­ßen wie­der her­ge­rich­tet und ver­mie­tet. 1962 erfolg­te der Abriss der lin­ken Hälf­te (Haupt­str. 18), 1984 die Nie­der­le­gung der rech­ten Hälf­te (Haupt­str. 20).

Die letz­te Ansicht der ehe­ma­li­gen “Vika­rie”

1799 bezeich­ne­te der  Mai­re (Bür­ger­meis­ter) Bier­felt die­sen Stra­ßen­ab­schnitt als ´an Pas­tu­ure Äng´ (an Pas­tors End) und begann hier mit der von den fran­zö­si­schen Erobe­rern ange­ord­ne­ten Auf­zeich­nung der Bevöl­ke­rungs­lis­te.

Weil Stra­ßen­na­men in die­ser Zeit unbe­kannt waren, begann der Ver­zeich­ner an einem Ende des Dor­fes, ver­sah das ers­te Haus mit der Num­mer 1 und durch­lief im Uhr­zei­ger­sinn die Ort­schaft. In alten Unter­la­gen sind ins­ge­samt 83 Häu­ser auf­ge­lis­tet mit 298 Bewoh­nern über zwölf und 107 unter 12 Jah­ren.

Sys­te­ma­tisch wur­den damit auch in Set­te­rich die ab  1794 annek­tier­ten links-rhei­ni­schen Gebie­te an die recht­li­chen, admi­nis­tra­ti­ven und poli­ti­schen Gege­ben­hei­ten Frank­reichs ange­gli­chen.

Sie­he auch:

  • „Set­te­rich einst und jetzt“ S. 303/304

Kleines Geschäftsviertel an der Hauptstraße – vor und nach dem 2. Weltkrieg

Der obe­re Bereich der Haupt­stra­ße – zwi­schen Andre­as­stra­ße und Im Wein­kel­ler – hat­te vie­le Jah­re sei­nen eige­nen Ein­kaufs­be­reich. Über Lebens­mit­tel, Fein­kost, Mol­ke­rei­pro­duk­te, Back­wa­ren, Frisch­fleisch, Klein­tex­ti­li­en, Kurz­wa­ren bis hin zu Kolo­ni­al­wa­ren (so wur­den frü­her über­see­ische Lebens- und Genuss­mit­tel, ins­be­son­de­re Zucker, Kaf­fee, Tabak, Reis, Kakao, Gewür­ze und Tee bezeich­net) war hier ein für dama­li­ge Ver­hält­nis­se brei­tes Waren­sor­ti­ment zu fin­den.

Josef Kem­pen betrieb gut 30 Jah­re und zwar von 1914 bis 1944 eine Metz­ge­rei im Haus Haupt­stra­ße Nr. 3. Gleich­falls führ­te Josef Kem­pen an die­sem Stand­ort in den Jah­ren von 1932 bis 1944 eine Tank­stel­le.

In die­sem Haus führ­te Leo Kem­pen in den Jah­ren von 1948 bis 1951 sei­nen Bäcke­rei­be­trieb, den Mar­tin Müschen 1951 über­nahm und bis 1958 wei­ter­führ­te.

Jakob und Ger­da Lür­kens betrie­ben im Haus Haupt­str. 9 von 1956 bis 1969 einen mobi­len Han­del mit Milch- und Mol­ke­rei­pro­duk­ten. Direkt neben­an, im Haus Haupt­str. 11, befand sich das Lebens­mit­tel (Rewe)-, Fein­kost- und Kurz­wa­ren­ge­schäft Schwa­nen­berg, wel­ches bereits 1920 von Katha­ri­na Schwa­nen­berg gegrün­det und von Bart­hel und Huber­ti­ne Schwa­nen­berg bis 1978 wei­ter­ge­führt wur­de.

Im Haus Haupt­str. 17 unter­hielt Fami­lie Trib­bels von 1928 bis 1951  einen Lebens­mit­tel- und Fein­kost­la­den, der ergänzt um Klein­tex­ti­li­en, Back­wa­ren und Fleisch­wa­ren, bis zum Jahr 1969 exis­tier­te.

Der Fri­seur fehl­te auch nicht. Mar­tin Kropp – spä­ter zusam­men mit Toch­ter Johan­na – führ­te 1930 bis 1969 im Haus Haupt­str. 33 ein Fach­ge­schäft für Damen- und Her­ren­haar­schnitt, wel­ches heu­te noch von Die­ter Fin­ken und Sohn Micha­el betrie­ben wird.

Lebens­mit­tel­ge­schäft Trib­bels, Haupt­stra­ße 17

Ecke Hauptstraße/Andreasstraße unter­hiel­ten die Ehe­leu­te Thea und Josef Lütt­gens von 1957 bis 1964 das „Set­te­ri­cher Kauf­haus“.

Noch bevor es in unse­rem Ort zur Ansied­lung von Geschäf­ten wie Hill­ko (1966), ALDI (1971), West­kauf (1972), PLUS (1979) oder Ten­gel­mann (1989) kam, war­te­te im „Set­te­ri­cher Kauf­haus“, auch als „Haus der Geschen­ke“ bezeich­net, auf gro­ßer Ver­kaufs­flä­che ein viel­fäl­ti­ges Waren­an­ge­bot auf die Besu­cher. Neben Lebens­mit­teln, Gemischt­wa­ren und Haus­halts­wa­ren wie Geschirr, Por­zel­lan etc., gehör­ten auch Motor­rä­der, Fahr­rä­der oder Wasch­ma­schi­nen zur breit­ge­fä­cher­ten Ange­bots­pa­let­te.

Das “Set­te­ri­cher Kauf­haus” Ecke Haupt­stra­ße – Andre­as­stra­ße

Als das Kauf­haus 1964 schloss, nah­men in den Räum­lich­kei­ten für 2 Jah­re die Klei­derfwer­ke Bausch KG ihre Pro­duk­ti­on von Her­ren-Ober­be­klei­dung auf. In der benach­bar­ten Not­kir­che lief die Pro­duk­ti­on bereits seit dem Jahr 1963. In der Spit­ze beschäf­tig­te die Fa. Bausch in die­sen bei­den Betriebs­stät­ten um die 120 Mit­ar­bei­ter. Ab Bezug der eige­nen Fer­ti­gungs­räu­me an der Ecke Ade­nau­er­ring (damals noch Konrad-Adenauer-Straße)/Raiffeisenstraße im Jah­re 1966 war die Fir­ma mit bis zu 300 Mit­ar­bei­tern der mit Abstand größ­te Arbeit­ge­ber und Aus­bil­dungs­be­trieb in Set­te­rich.

Geschäfts­haus Lütt­gens, Ansicht – Haupt­stra­ße Rich­tung Baes­wei­ler. Rechts das Warn­zei­chen mit der damp­fen­den Loko­mo­ti­ve weist auf die Züge der Kreis­bahn hin, die in Höhe der Wolfs­gas­se die Haupt­stra­ße que­ren.

Bis vor dem 2. Welt­krieg befand sich an dem Platz des Geschäfts­hau­ses Lütt­gens der gro­ße Bau­ern­hof von Peter Josef und Maria Simons. s. hier­zu Bild S. 24 des Buches “Set­te­rich einst & jetzt”.

Wir gehen jetzt zurück in Rich­tung Baes­wei­ler und errei­chen das Haus Haupt­stra­ße 14.  In die­sem Haus unter­hielt der „Kon­sum­ver­ein Ein­tracht eGmbH Wür­se­len“ nahe­zu 30 Jah­re, näm­lich von 1928 bis 1957, die Ver­tei­lungs­stel­le 63. Es han­del­te sich um  ein Lebens­mit­tel­ge­schäft in wel­chem der Ver­kauf nur an Mit­glie­der des Kon­sum­ver­eins erfolg­te.

Lebens­mit­tel­ge­schäft des Kon­sum­ver­eins Wür­se­len

In unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft und zwar im Haus Haupt­stra­ße 12, war von 1929 bis 1954 das Bau­un­ter­neh­men von Josef Schaaf ange­sie­delt. Im Drit­ten Reich wur­de die Fir­ma Schaaf zu Bau­ar­bei­ten am West­wall her­an­ge­zo­gen. In der Zeit des Wie­der­auf­baus nach dem 2. Welt­krieg wur­den in die­sem Unter­neh­men bis zu 80 Mit­ar­bei­ter beschäf­tigt.

Die Häu­ser Haupt­stra­ße Nr. 2 und Nr. 4  waren in den Jah­ren von 1956 bis 1979 Stand­or­te von Tank­stel­len, ver­bun­den mit Kfz.-Reparaturdiensten, Wagen­pfle­ge sowie Auto­ver­leih.

Johannesstrasse – 1. Settericher Sportplatz – Lokal „Im Weißen Rößl“

Jetzt haben wir auch schon die Johan­nes­stra­ße erreicht. Anfang der 1960er Jah­re hat­te die katho­li­sche Pfarr­ge­mein­de bau­wil­li­gen Ein­woh­nern Set­te­richs auf dem Gelän­de des alten Sport­plat­zes Bau­land gegen Erb­pacht zur Ver­fü­gung gestellt. Das Inter­es­se war sehr groß. Die ent­spre­chen­den Pla­nun­gen wur­den von der Aache­ner Gemein­nüt­zi­gen Sied­lungs- und Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft durch­ge­führt. Es ent­stan­den ins­ge­samt 16 Häu­ser, die schon bald von 16 Fami­li­en mit ins­ge­samt 82 Kin­dern bezo­gen wer­den konn­ten.

Johan­nes­stra­ße von der Haupt­stra­ße aus gese­hen – Bild von 1970

Im Jahr 1920 war auf dem jetzt für Wohn­be­bau­ung genutz­ten Are­al der ers­te offi­zi­el­le Set­te­ri­cher Sport­platz geschaf­fen wor­den. Hier absol­vier­ten der SV 07 Set­te­rich und von 1928 bis zu deren Ver­bot durch die Nazis im Jah­re 1935 auch die DJK der Pfar­re St. Andre­as ihre Fuß­ball­spie­le.                                                                                   

Mit­te der 1930er Jah­re erhielt der Platz eine Weit­sprung­an­la­ge für den staat­lich geför­der­ten Schul­sport. Es fan­den jähr­lich Sport­wett­kämp­fe ähn­lich unse­rer heu­ti­gen Bun­des­ju­gend­spie­le statt.

Direkt gegen­über dem ehe­ma­li­gen Sport­platz befand sich das Ver­eins­lo­kal des SV 07 Set­te­rich, das Lokal „Im Wei­ßen Rößl“.

Von Baes­wei­ler aus gese­hen: Das “Wei­ße Rößl” nach dem 2. Welt­krieg

Von Baes­wei­ler aus gese­hen: Das “Wei­ße Rößl” nach dem 2. Welt­krieg

1932 wur­de an das Lokal ein klei­ner Saal ange­baut, auf dem zur Kir­mes Tanz­ver­an­stal­tun­gen statt­fan­den. Einer der Grün­de hier­für war wohl die räum­li­che Nähe zum Sport­platz, auf dem Anfang der 1930er Jah­re auch die Kir­mes abge­hal­ten wur­de. Das Mar­tins­feu­er wur­de im übri­gen auch auf dem Platz abge­brannt.  

In der übri­gen Zeit des Jah­res trai­nier­te auf dem Saal der Box-Club-Baes­wei­ler. Das Lokal ver­füg­te auch über eine Kegel­bahn.

In der Gast­stät­te selbst stand ein elek­tri­sches Kla­vier, das ins­be­son­de­re in der „drit­ten Halb­zeit“ nach den Spie­len der Sport­ver­ei­ne zur guten Unter­hal­tung bei­trug. Am 17.11.1973 brann­te das Tra­di­ti­ons­haus „Im Wei­ßen Rößl“ lei­der ab.

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