1799 – 1812 Die Franzosen im Rheinland

Hier soll die Zeit von 1799 – 1812 beleuch­tet wer­den. Bis­her gibt es nur einen pas­sen­den Arti­kel:

Mairie de Setterich

Abdruck eines Dienst­sie­gels der „Mai­rie de Set­te­rich“ auf einem Doku­ment vom 30. Mai 1810

Set­te­rich, Bet­ten­dorf und Schau­fen­berg bil­de­ten im Jah­re 1798 die 

„Mai­rie de Set­te­rich“

Was vie­le Leser wohl erstau­nen mag, war mehr als 50 Jah­re Wirk­lich­keit. Die Orte Set­te­rich, Bet­ten­dorf und Schau­fen­berg bil­de­ten eine Ver­wal­tungs­ein­heit, die „Mai­rie de Set­te­rich“ im „Can­ton Lin­nich“.  Über­re­gio­nal war eine Zutei­lung zum „Dépar­te­ment de la Roer“, dem Rur-Dépar­te­ment mit der Haupt­stadt Aachen erfolgt.

Bis zu die­ser Zeit stand Set­te­rich unter Pfalz­baye­ri­scher Hoheit und mach­te einen Teil des Amtes Alden­ho­ven aus, wel­ches zum Her­zog­tum Jülich gehör­te.

Unschwer ist an all den fran­zö­si­schen Bezeich­nun­gen abzu­le­sen, dass die Neu­ord­nung der Ver­wal­tungs­ein­hei­ten mit der im Jah­re 1794 erfolg­ten Erobe­rung des west­li­chen Rhein­lan­des durch die Revo­lu­ti­ons­trup­pen der jun­gen Repu­blik Frank­reich unter ihrem Feld­herrn Napo­le­on Bona­par­te ein­her­ging.

Der Erobe­rung der links­rhei­ni­schen Gebie­te folg­ten drei Jah­re Besat­zungs­re­gime mit wirt­schaft­li­cher Aus­beu­tung zum Nut­zen der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­ons-Repu­blik. Die Wen­de zum Bes­se­ren kam im Jahr 1797. Es ent­stand die Idee, das Besat­zungs­re­gime zu been­den und die erober­ten rhei­ni­schen Gebie­te dem fran­zö­si­schen Staat ein­zu­ver­lei­ben.

Im Frie­dens­ver­trag von Cam­po-For­mio vom 17. Okto­ber 1797 hat­te Öster­reich in einem gehei­men Arti­kel der fol­gen­den zukünf­ti­gen Grenz­li­nie zuge­stimmt: Von der Schwei­zer Gren­ze bei Basel bis zur Mün­dung der Net­te in den Rhein unter­halb von Ander­nach soll­te der Rhein die Gren­ze bil­den. Dann soll­te die geplan­te Linie der Net­te bis zu ihrer Quel­le fol­gen und von dort bis Bor­ler und Ker­pen in der Eifel. Von hier soll­te  die Gren­ze nach Nor­den über Uedel­ho­ven und Blan­ken­heim bis Gemünd füh­ren und ab Gemünd dann der Urft ent­lang bis zur Mün­dung in die Rur fol­gen. Ab hier soll­ten bei­de Ufer der Rur die Gren­ze bil­den mit den anlie­gen­den Ort­schaf­ten wie Heim­bach, Düren und Jülich. Ab Lin­nich wür­de die Grenz­li­nie dann nach Nor­den bis zur Maas nörd­lich von Ven­lo füh­ren.

Vom gesam­ten links­rhei­ni­schen Gebiet soll­te also in ers­ter Linie Köln aus­ge­spart blei­ben. Dies ist wohl im Zusam­men­hang damit zu sehen, dass der Kur­fürst von Köln Max Franz durch star­ke Fami­li­en­ban­de mit Wien ver­bun­den war. Er war der jüngs­te Sohn Maria The­re­si­as und damit Bru­der der hin­ge­rich­te­ten fran­zö­si­schen Köni­gin Marie-Antoi­net­te sowie ein Onkel des habs­bur­gi­schen Kai­sers Franz II. (Han­sen, Quel­len zur Geschich­te des Rhein­lan­des).

Auf einem Kon­greß in Ras­tatt woll­te Öster­reich dafür sor­gen, dass Frank­reich die links­rhei­ni­schen Gebie­te unter Aner­ken­nung der vor­ge­nann­ten Grenz­ver­läu­fe zuge­spro­chen erhielt.

Am 4. Novem­ber wur­de Fran­cois-Joseph Rud­ler, Rich­ter am Kas­sa­ti­ons­hof in Paris und gebür­ti­ger Elsäs­ser, zum “Com­mis­saire du gou­ver­ne­ment” in dem Gebiet links des Rheins ernannt mit der Maß­ga­be, das Land durch eine neue Ver­wal­tungs­ver­ord­nung auf eine Ver­ei­ni­gung mit Frank­reich vor­zu­be­rei­ten.

Der Regie­rungs­kom­mis­sar wur­de ange­wie­sen, das Gebiet nach fran­zö­si­schem Vor­bild in Dépar­te­ments, Arron­dis­se­ments und Kan­to­ne ein­zu­tei­len und in ihnen die ent­spre­chen­den Ver­wal­tungs­be­hör­den und Gerich­te zu schaf­fen.

Auf­grund die­ser Voll­macht hob der Kom­mis­sar mit Beschluss vom 23. Janu­ar 1798 alle bestehen­den öffent­li­chen Gewal­ten auf und setz­te den 19. Febru­ar 1798 als Tag der Instal­lie­rung der neu­en Ver­wal­tungs­be­hör­den und Gerich­te fest (s. Dani­els, Hand­buch, Hand­buch, Bd.VI. S. 474–517). Die Zeit der fast drei­ein­halb­jäh­ri­gen pro­vi­so­ri­schen Ver­wal­tung für das Land zwi­schen Maas und Rhein nahm damit ein Ende. Es gehör­te nun­mehr zur fran­zö­si­schen Repu­blik.

Wie vor­er­wähnt, erfolg­te eine Ein­tei­lung in Dépar­te­ments, Arron­dis­se­ments, Kan­to­ne und Mai­ri­en (Bür­ger­meis­te­rei­en).

Im Nor­den des besetz­ten Gebie­tes wur­de das Rur-Dépar­te­ment (Dépar­te­ment de la Roer) mit der Haupt­stadt Aachen ein­ge­rich­tet. Dem Rur-Dépar­te­ment gehör­ten 42 Kan­to­ne an.

Unter ande­rem die Kan­to­ne Esch­wei­ler, Gei­len­kir­chen, Heins­berg und Lin­nich.

Wäh­rend unse­re Nach­bar­or­te Baes­wei­ler, Beg­gen­dorf, Floverich, Loverich, Puf­fen­dorf und Oidt­wei­ler zum Kan­ton Gei­len­kir­chen zähl­ten, gehör­te aus dem Bereich der heu­ti­gen Stadt Baes­wei­ler nur Set­te­rich dem Kan­ton Lin­nich an.

War­um bei die­sem Ver­wal­tungs­auf­bau die Gemein­den Schau­fen­berg und Bet­ten­dorf der Gemein­de Set­te­rich zuge­teilt wur­den und zusam­men die „Mai­rie de Set­te­rich“ bil­de­ten, ist schwer nach­zu­voll­zie­hen. Wäre doch eine Zuwei­sung die­ser Gemein­den an einen näher gele­ge­nen Ver­wal­tungs­ort wie z.B. Als­dorf oder Siers­dorf ver­ständ­li­cher gewe­sen.

Die Autoren E. Egener/K.-B. Ghis­lain und F. Schmitz äußern hier­zu in einem Bericht über die poli­ti­sche Geschich­te Als­dorfs (www.alsdorf-online.de/geschichte) die Ver­mu­tung, „dass frü­her viel­leicht ein­mal gewis­se Bin­dun­gen Schau­fen­bergs an Set­te­rich (Reu­schen­berg) bestan­den haben könn­ten, die nun von den Fran­zo­sen respek­tiert wur­den – was für die dama­li­ge Zeit durch­aus nichts Unge­wöhn­li­ches war“.

Aus­schnitt aus einer der his­to­ri­schen Kar­ten­auf­nah­men der Rhein­lan­de, mit deren Erstel­lung Anfang des 19. Jahr­hun­derts unter Lei­tung des franz. Geo­gra­phen Jean Joseph Tran­chot (daher auch der Begriff Tran­chot-Kar­ten) auf per­sön­li­chen Befehl Napo­le­ons begon­nen wur­de.
Hier die Kar­te: Alden­ho­ven 77 / 1805 Ing. Geo­graph Cari­er
Digi­ta­le Bear­bei­tung: H.-J. Keut­mann GVS

Im Jah­re 1814 muss­ten die Fran­zo­sen unse­re Hei­mat räu­men. Die sieg­rei­chen Ver­bün­de­ten Preu­ßen, Öster­reich und Russ­land rich­te­ten in den Rhein­lan­den eine pro­vi­so­ri­sche Ver­wal­tung ein, indem sie vier Gene­ral­gou­ver­ne­ments bil­de­ten.

Die Ein­füh­rung der preu­ßi­schen Städ­te­ord­nung im Rhein­land schei­ter­te jedoch am Wider­stand und der Ableh­nung der Pro­vin­zen. Die rhei­nisch-fran­zö­si­sche Kom­mu­nal­ver­fas­sung muss­te von der preu­ßi­schen Regie­rung gedul­det wer­den, so dass Bet­ten­dorf und Schau­fen­berg wei­ter­hin der Gemein­de Set­te­rich ange­hör­ten. Erst im Jah­re 1850 wur­de dies durch die neue Com­mu­nal-Ord­nung geän­dert.

Im Pro­to­koll­buch der Ein­zel-Gemein­de  Set­te­rich, wel­ches uns für den Zeit­raum von 1850 bis 1865 erhal­ten geblie­ben ist, heißt es hier­zu:

„Nach der Auf­he­bung der Frei­herr­schaft Set­te­rich in den fran­zö­si­schen Zei­ten ist Set­te­rich mit Bei­gebung der Dör­fer Bet­ten­dorf und Schau­fen­berg zur Bür­ger­meis­te­rei Set­te­rich gewor­den, und hat als sol­che bis im Jah­re 1850, wie die neue Com­mu­nal-Ord­nung ein­trat, bestan­den, wur­de jedoch damals durch ein Miß­ge­schick daß Set­te­rich nur sechs, und Bet­ten­dorf und Schau­fen­berg sie­ben Gemein­de­rä­the hat­ten, durch Letz­te­re gegen Ers­te­re ihren Wil­len zur Ver­ei­ni­gung mit der Bür­ger­meis­te­rei Siers­dorf über­stimmt.”

                                                                                                              Heinz Röm­gens  

Sie­he hier­zu:

  • Sei­te 76 Hei­mat­buch „Set­te­rich einst und jetzt“